Warum eine Preline verbessern, wenn es prima läuft? Den einen oder anderen Preline Verstärker hatte ich gebaut. Aber warum nach dem MTA Prinzip??
Eine gute Frage!
Antwort:
weil immer etwas Luft nach oben ist 😉
Um die Geschichte kurz zu machen:
es sollte eine Vorstufe her, die einerseits röhrenbetrieben ist, andererseits aber symmetrische Signale verarbeiten kann.
Warum symmetrisch?
Weil ich in beiden Anlagen etliche Signalquellen verwende, die ein symmetrisches Ausgangssignal bereitstellen (u.a. Studer B67, Sony CD Player, RME DAC, ……)
Über die Vor- und Nachteile des aus der Studiotechnik stammenden symmetrischen Konzeptes möchte ich hier nicht philosophieren……… Aber ich bin überzeugt, dass es die Fehlerquote deutlich senkt und dem Klang gut tut!
Warum Neuaufbau?
Mich hat es gereizt, den digitalen Baustein Muses 72320 als digitales Potentiometer in Eigenregie lauffähig zu nutzen und über die Möglichkeiten des „Bausatzes“ hinauszukommen (Gain Einstellung, Anpassung von Quellen, ……)
Der Muses wird in hochkarätigen Geräte der Firma Pass und anderen Geräten seit einigen Jahren verbaut.
Rezensionen kann man mittlerweile einige finden.
Der Zugang zum Chip ist in den letzten Jahren einfacher geworden, so dass es reizvoll wurde, ihn in Eigenbaugeräten einzusetzen.
Um es gleich vorwegzunehmen:
ein äußerst hoch gestecktes Ziel, da ich mit den notwendigen Programmierkenntnissen an meine Grenzen kam.
Aber der Reihe nach.
Wie sah das Pflichtenheft des neuen Vorverstärkers aus?
– symmetrische und „singele ended“ Eingänge nach Wahl, und davon gleich 5 Stück
– De-Symmetrierung über INA 134 OP Bausteine im Eingangsbereich
– Symmetrierung über DRV 124 Bausteine im Ausgangsmodul
– Verwendung des bewährten MTA Konzeptes mit einer Röhre entsprechend dem bereits besprochenen MTA Vorverstärker
– modularer Aufbau, um bedarfsweise einfach zu revidieren und tauschen zu können
– DC Heizung der Röhre mit feiner Einstellmöglichkeit der Röhrenheizung und Anlaufsteuerung
– Anlaufsteuerung von Heizung und Anodenspannung
– Verwendung des Muses 72320 Bausteins zur digitalen Lautstärkerregelung
– Brumm- und Rauschfreiheit
– solider mechanischer Aufbau
– Vorsehen einer eventuellen Loudness und Höhen/Bassregelung
– mechanische Entkopplung des Chassis mit den Bohn’schen „Füssen“
– Fernbedienung und mechanisch/haptische Bedienung
– interaktive Feinstellung von Gain/Name/Signalart der Signalquelle
Alleine das Pflichtenheft ist nicht von schlechten Eltern – aber das Ergebnis entlohnt diese Messlatte!!
Was ist nun herausgekommen?
Sämtliche Schaltungsgruppen wurden per eagle Software entworfen und für das Fräsen vorbereitet.
Die Platinen wurden VDE mässig montiert und ein- oder doppelseitig gefräst.
Die Verbindungen der Module erfolgte digital über Flatkabel, analog über geschirmtes Audiokabel mit SMB Steckern.
Die Software wurde in C++ geschrieben, auf Bibliotheken weitgehend verzichtet und „direkt“ programmiert.
Ergebnis:
Ein ganz feiner Vorverstärker, der genau das erfüllt, was ich mir davon versprochen hatte!
Welche Bausteine kommen zum Einsatz?
– 2 Eingangsmodule, von denen eines den Arduino Mega 2560 als SPI fähigen Mikrocontroller trägt (rechter Kanal), jeweils doppelseitig mit der Stepcraft Fräse sehr präzise gefräst
– das andere (linker Kanal) Module trägt den Muses 72320, der für die Lautstärkeregelung verantwortlich zeigt und SPI gesteuert wird
– von dort geht es in die MTA Vorverstärkermodule über SMB Buchsen/Kabel
– die Spannungsversorgung des digitalen Teils und des Muses (+/- 15V) erfolgt über ein eigens entwickeltes Netzteil, dass vor und hinter den Klein-Trafos über Feinsicherungen abgesichert ist (VDE!!)
– die Spannungsversorgung des MTA erfolgt über ein klassisches RC Netzteil hinter einem „alten“ Siemenstrafo.
Die Berechnung erfolgte auf der Grundlage des im Audionisten geschilderten Prinzps.
Die 50Hz Dämpfung liegt deutlich über 100dB!!
– die Heizung der Röhren ist DC basiert und aufwändig gestaltet.
2 Kanäle eines LM 317 gesteuerten Wandlungsprinzips ermöglichen einerseits ein sanftes Anfahren der Heizung und andererseits eine ganz präzise Einstellung der Heizspannung.
Eine besondere Herausforderung ist die Programmierung des Muses 72320.
Ohne die praktische und mentale Unterstützung meines Freundes Ralph Stens wäre ich hier gescheitert.
Neben einer Steuerungssoftware der Eingangsquellen und der Eingangsart (Cinch oder symmetrisch) war hier ein ausgefuchstes Studieren der technsichen Unterlagen des Muses samt Beratung nötig, um den Baustein dazu zu bewegen, dass er das macht, was er soll:
Lautstärke regeln!!!
Erst nach mehrfachen Studium der technischen Unterlagen und Nachhilfe durch meine Freund Ralph, erschloss sich das Prinzip des SPI Steuerung und des Programmierens des SPI Buss-es und der Schnittstelle.
Ein Tip an dieser Stelle: nicht alle Arduino Typen unterstützen den SPI Bus.
Auf dem obigen Photo ist der Arduino Mega 2560 zu sehen, der eine eigene Huckepack Adapter Platine spendiert bekam, an die alle Peripherieanschlüsse als Pfostenbuchse/Stecker ausgeführt sind.
Per Flatkabel sind angeschlossen:
* 2 Drehencoder
* Infrarot Fernbedienung
* I2C Display
* SPI Bus
* digitaler Ausgang der Relaissteuerung
Aber das Ergebnis kann sich sehen lassen:
– 5 symmetrische Eingänge
– 5 Cinch-Eingänge
– wahlweise Nutzung dieser Anschlüsse
– Fernbedienung
– Information über ein gut ablesbares OLED Display
– mechanische Bedienung
– völlige Brumm(!)- und Rauschfreiheit
– sauberer mechanischer Aufbau mit leichter Entnahme einzelner Platinen durch durchgängiges Flat/Audio/SMB Prinzip
– geniale Gehäusefüsse, die eine komplette Entkopplung des Gehäuses herbeiführen. Danke an Jürgen Bohn!!!
Der Klang?
Das ist wie immer subjektiv.
Ich bin hochzufrieden, der Tausch des bisherigen MTA Preline Verstärkers gegen den Neuen hat der Anlage noch einmal gut getan.
Mechanisch ist dieser Preline über jeden Zweifel erhaben (Anschlüsse, Drehencoder, Fernbedienung, Entkopplung)!!!
Das Prinzip, einen klirramen Preline vor einem K2 betonten Endverstärker (V69a) zu betreiben, bewährt sich, und beschert einen für meine Begriffe authentischen Klang.
Die Bedienung ist komfortabel,und die Möglichkeit, alle Eingänge auf die Signalquelle abzustimmen, ist fein.
Mal sehen, ob das noch mal zu toppen ist….
Dortmund, Weihnachten 2018
Quellen:
– NJR als Hersteller des Muses Chip
– Frank Blöhbaum als Entwickler des MTA Prinzip
– Ralph Stens: Support für den Muses und die Programmierung. VIELEN DANK!!
– Stepcraft als Hersteller der Portalfräse
– Jürgen Bohn als Entwickler der entkoppelnden Gehäusefüsse. VIELEN DANK!!
– Eagle, Stepcraft, Estlcam Software