Neumann Aktivsystem KH310 + KH750 – “das Bessere ist …..”

“….oft der Feind des Guten!”
Manchmal braucht es radikale Änderungen der Denk- und Hörweise, um einen Schritt voran zu machen. Als passionierter Anhänger analogen Equipments gilt das in besonderer Weise – und lange habe ich mich allen Versuchen verschlossen, neben den handwerklichen Akustikmassnahmen die digitale Raumkorrektur zuzulassen. Bis das Aktivsystem der Firma Neumann mein Interesse geweckt hat.
Aufmerksam wurde ich, als ein Freund mir sein KH 420 Aktivsystem vorführte: was für eine Raumabbildung!

Vorbemerkung

Jahrelanges zufriedenes Hören mit “auf die Spitze getriebenen” Restaurations- und Tuningmassnahmen meiner geliebten Quads wies mich an zwei Punkten immer wieder an die Grenzen: der enge sweetspot und der oft frustrane Versuch eines unterstützenden Basssystems.

quad rahmen DSC9450
…heiss geliebt, die optimal restaurierten Quads (Typ “rosso”)

Der Ripol samt Frequenzweiche machte manches wett, aber es blieb eine untergründige Unzufriedenheit. Unter anderem auch, weil nach Revision der Quads ein deutlich wahnehmbares Rauschen aus der Frequenzweiche kam, dass ich nicht einordnen konnte und vorher nicht wahrgenommen hatte.

Kurzum: seit Ende 2020 höre ich mit einem Neumann Setup als Aktivsystem:
Aktivboxen KH 310 und Aktiv Subwoofer KH750.
Die Quads sind natürlich nicht verschwunden, aber derzeit nicht mein “Main-Speaker”.

Warum Aktivlautsprecher?

Warum nun Aktivsystem? Das hängt mit meiner persönlichen Hörgeschichte zusammen und mit der Aussicht, mit einem aktiven Setup eine bessere Kontrolle über die raumtechnischen Widrigkeiten zu bekommen.
Meine Hörgeschichte begann 1986 mit den KS-4 Aktivboxen, die mich seinerzeit mit einem abgrundtiefen Bass und toller Räumlichkeit IM GESCHÄFT begeisterten.
Zuhause konnte ich das nie wieder nacherleben.
Aber: der Eindruck eines aktiven Lautsprechers blieb hängen.

Der nächste Punkt war und ist der technische Aufwand im Zusammenhang mit einem passiven Schallwandler. Ab Vorverstärker kamen folgende Bausteine zwangsläufig zum Einsatz:

…..erhöhter elektrischer Aufwand an den Quad ESL57
  • eine aktive Frequenzweiche
  • eine kräftiger 35kg schwere Class-A Endverstärker für die Quads
  • ein DSP unterstützes Zuspielsystem für den Ripol
  • eine Class D Endstufe für den leistungshungrigen Ripol
  • Quad und Ripol als Schallwandler
  • ein Aktiv Absorber für die verbliebenen Raummoden im Tiefbassbereich

Mit anderen Worten: viele Einzelgeräte, damit vermehrte Anfälligkeiten und ein hoher Stromverbrauch. Okay, ein Auto kostet auch Sprit, aber im Zeitalter des bewussten Umgangs mit Energie ein nicht wegzudiskutierender Punkt.

Die Suche nach Ersatz

Bei der Suche nach Ersatz für dieses aufwändige System habe ich mich vor allem im Studiobereich umgeschaut, da dort mancher Schatz verborgen ist, an den der HiFi Fan zuerst gar nicht denkt.
Und beim Thema Studio geht der Weg unter anderem an Namen wie Sennheiser und Neumann nicht vorbei.
Neumann – Musikhaus Thomann
Ende Dezember las ich im forum aktives-hoeren einige Beiträge über die Kombination aktiver Subwoofer mit aktiven 3-Wege Boxen. Und da war es passiert: das “Aktiv-Virus” war wieder da.

Glücklichweise kam der Umstand dazu, alle drei Komponenten als B-Ware zu erwerben, was den Kaufpreis etwas erträglicher machte. Schnell geliefert und nach Abbau der obigen Komponenten ging es ans Werk.

Aufbau im Hörraum

Das erste, was passierte, war ein optisch viel grösserer Hörraum, nach dem die Quads zerlegt auf dem Dachboden “eingelagert” wurden. Das tat und tut Seele und Auge gut.
Die KH310 werden waagerecht liegend gehört, also mussten sie auf einen passenden Ständer. Das erledigte ebay-kleinanzeigen für ganz kleines Geld.

Interessant der Hinweis, dem Lautsprecher “Luft zu verschaffen”, und eine eher kleine Stereobasis zuzulassen (bei mir 255cm).
Ausserdem sollte der Subwoofer auf 25% der Wandlänge und 25% der Wandhöhe aufgestellt werden. Das war mir neu?!?

Aber Neumann schreibt solche Dinge nicht ohne Grund, deswegen habe ich es ohne Diskussion umgesetzt.
Als nächstes kam das Messmikro auf das Stativ und die Software auf das Macbook. Name kurz und knapp MA-1.

Die Einmessprozedur ist visuell gut unterstützt und es geht Schritt für Schritt. Lediglich eine Netzwerkverbindung zum KH 750 ist nötig und eine Markierung der Hörposition.

Die Software ermittelt dann die Raumakustik……

….. die bei mir immer schon so aussah.
Mode bei ca. 40 Hz, Auslöschung im so wichtigen Hörbereich zwischen 70 – 140 Hz.

Ergebnis

Spannende Frage: was macht die Software daraus??
Hier das Ergebnis:

Ein fast idealer Verlauf von 15(!!) – 20.000 Hz.
Als ich die Kurve sah, wollte ich es nicht glauben. Also schnell umgestöpselt und die Anlage durfte spielen.
Ja, die Kurve war nicht geschönt!!
War es mit den Quads schon super, so ist es nun superb!! Und nicht nur mit Digitalquellen (CD oder Streaming), nein, ausgerechnet das analoge Equipment gewinnt noch einmal deutlich.

Eine Sammlung sehr guter Schallplatten von toflifi musste als Versuch herhalten.
Jazz, Klassik bis Bach “herunter”, Orgelmusik, alles, aber auch wirklich alles klang musikalischer, noch besser aufgelöst, transparent und räumlich.

Aufgabe einer Überzeugung

Das ist ein grosser Schritt. Ich habe in meine analoge Welt die digitale Korrektur zugelassen und muss feststellen:
es ergänzt sich prächtig und die beiden – analog und digital – dürfen künftig einträchtig nebeneinander koexistieren!!
Oder das Einleitende dieses Themas:

der Sweetspot ist deutlich breiter, der Bass ist ENDLICH kontrolliert!!

 

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