Quad ESL57 Restauration Teil 3……so, nun sind die guten Stücke komplett zerlegt. Bevor es aber richtig los geht, müssen etliche Vorbereitung (en) getroffen werden.
Es liegen vor mir:
– 2 Grundrahmen zur Aufnahme aller Bauteile
– 6 verklebte und unschön anzusehende Staubschutzrahmen
– 4 Statoren für den Hochtonbereich, auf denen es „gewittert“ hat (Überschläge)
– 8 Statoren für den Bassbereich (sehen erst mal noch am Besten aus)
– 2 EHT Einheiten mit wachsvergossenen Platinen
– 2 Audioeinheiten mit alten Bananenbuchsen
– 4 Gumipolster als Frontgrillgegenlager
– 4 Distanzhalter der Basspanels
– 2 mehr oder weniger demolierte schwarze Frontgrills
– 2 Rückfronten mit Rosshaardämpfung
– 2 Vlieseinlage 4 lagig hinter Hochtonpanel
Alles (!!) muss aufgearbeitet werden. Und das kommt jetzt der Reihe nach……..
1. Schritt Vorbereitung Staubschutzrahmen
Die Rahmen sind wohl aus Fichtenholz gebaut und sehr filigran.
Insbesondere an den Ecken Obacht: sie könnten aus dem Leim gehen.
Hier ist gut zu sehen, wie die Staubschichtfolie am Rand in Auflösung begriffen ist und der Rahmen durchschimmert.
Und es drückt sich das Audiokabel des Frontpanels durch.
Die graue Lackierung wurde eine Zeit gemacht, um Reflexionen durch den Frontgrill zu reduzieren.
Nach Entfernen der alten Folien werden die späteren Klebeflächen mit Dremel und Schwingschleifer samt 120er Körnung wieder auf Vordermann gebracht.
Dabei staubt es ordentlich und die Fichte entwickelt trotz Ihres Alters den typischen (unangenehmen) Geruch.
Auf dem rechten Bild sieht man ganz gut den Unterschied zwischen unbearbeitet und geschliffen.
Auf diese Weise habe ich alle Rahmen aufgearbeitet und mit einer später gut haftenden Oberfläche versehen. Holzgrundierung wird ihren Teil dazu beitrage,
2. Schritt Vorbereitung Hochtonstatoren
Hier erst mal ein Bild, was passiert, wenn die Schutzgasdiode fehlt (siehe Audio-Unit), zuviel Leistung auf die Folie kommt, das falsche Quipment verwendet wurde, was den Verstärker betrifft.
Der Überschlag muss wie ein Blitz eingeschlagen haben, der Kunststoff hat einen TIEFEN Defekt.
Auf der Überschlagfläche fehlt die leitfähige Schicht und muss nachgebessert werden.
Mittels Multimeter ist der Randbereich gut zu finden und mit feinem Schleifpapier werden die Brandreste beseitigt und sanft an die verdeckte leitfähige Schicht angeschliffen (sie liegt unter dem grauen Schutzlack).
Anschliessend wird ein Speziallack aufgetragen, der Silber als Leitmaterial enthält. Früher wurden damit defekte Heckscheibenheizungen repariert (trickig).
Nach Abtrocknen des Leilackes wird dieser noch Neutralgrau überstrichen und nach nochmalig sorgfältiger Reinigung ist das Panel bereit, mit Folie bespannt zu werden. Die Randbereiche wurden ebenfalls mit dem Dremel bearbeitet und geglättet.
3. Schritt Vorbereitung Bass-Statoren
Die waren in gutem Zustand, lediglich die reste der alten Folie mussten mit Dremel nachgearbeitet werden. Wichtig war auch noch das Entgraten der ehemaligen Nietenführungen. Jetzt ist alles glatt „wie ein Kinderpopo“……
4. Schritt Vorbereitung EHT Einheit
Sie stellt – nach Darstellung aller Insider – den entscheidenden Punkt in der Wiederaufarbeitung dar. Die in der Hochspannungskaskade verwendeten Dioden sind gealtert, so dass an den Panles nicht mehr genügend Spannung anliegt und sie damit „lahm“ klingen.
In der Revision meines ersten Quad Paares habe ich nur durch den Tausch auf neue EHT Platine (quadesl.nl – leider nicht mehr existent!!) einen hörbaren Gewinn in der Dynamik erlebt.
Mangels Beschaffbarkeit war also Eigenhilfe angesagt. Die alten Dioden wurden ausgelötet und jeweils durch ein Paar 1N4007 in Reihe geschaltet ersetzt. Dies ist unter http://www.rstaudio.de sehr schön nachzulesen.
Ausserdem wurde alles im Ultraschallbad sorgfältig gereinigt, nachgelötet und Schutzlack beschichtet.
Die Montage der Platine am Netzspannungstrafo erfolgte mit Kunstoffmaterial!!
Den Bulginstecker habe ich belassen, ebenso den Sicherungshalter. Lediglich der Einschalter einer Box musste getauscht werden. In meiner alten Eisenbahnsammlung fand ich nocht einen sehr, sehr ähnlichen Schalter.
Damit dürften die Statoren wieder unter „altes Feuer“ gesetzt werden, und ich bin schon jetzt auf den Klang gespannt.
Die Kondensatoren habe ich nicht revidiert, da sie als alterungsbeständig gelten, die Widerstände lagen sehr gut im Toleranzbereich.
5. Schritt Vorbereitung Audio Einheit:
Bereits beim Ausbau stellt sich die Einheit als gewichtig dar. Jede Menge Eisen und eine in Wachs vergossene Platine auf der Unterseite. Was war hier zu tun?
Nun ja, 2 praktische Dinge:
1. Schutz des Hochtonpanels vor erneuten Überschlag
zum Schutz der Hochtonpanels existieren 2 wesentliche Nachrüstgedanken, die ich im Netz fand:
– eine Z-Dioden Konstruktion, die aber als klangmindernd gilt
– den Einbau einer Hochspannungs-Gasentladungs-Diode
Letztere habe ich nach einiger Suche in den Weiten des iNet gefunden und aus Amerika bestellt. Statt der bestellten 4 bekam ich gleich eine ganze Tüte mit 20 Stück.
Das nennt man Service!!
Nach den Schaltplänen von Sheldon Stokes und dem Rat von R.Stens habe ich sie verbaut.
2. Wechsel der mickrigen Lautsprecherbuchsen gegen robustere moderne Anschlussklemmen
Wenn man einmal erlebt hat, wie fummelig und wackelig LS-Klemmen sein können, so sieht man hier umgehenden Handlungsbedarf.
Die Plastikdinger mögen in den 70er „state of art“ gewesen sein, ich vermute aber eher den Sparfuchs.
Beim grossen R Versender hatte ich mal ein grösseres Paket geordert, und siehe da: sie passen perfekt, ohne dass man das Gehäuse aufbohren musste.
Sie sind aber recht nahe beieinander, so dass ich aus Sicherheitsgründen die Überwurfmutter des Minuspols in Schrumpfschlauch isoliert habe (blauer Überzug).
Die Kabel sind unbedingt abzulöten, da bereits im Original sehr kurz.
Das Gehäuse der Audio-Einheit war unansehnlich und mit alten Wachstresten überzogen. Dies Reste gingen super mit einem Orangenölreiniger ab. Jetzt schaut es wieder richtig gut aus.
Auf den Tausch von Widerständen und/oder Kondesatoren habe ich verzichtet, da sie nicht als anfällig gelten. Und nach der Erfahrung der Revox Revision hüte ich mich, blind drauf los zu tauschen, da nicht immer Bedarf besteht und man auch „verschlimmbessern“ kann.
So, noch etwas vergessen?
Ich glaube nicht, so dass es dann mit der Wiederaufrüstung im dritten Teil weitergehen kann.
Viel Spass beim weiteren Lesen!!
Nachtrag (01.08.2016): nach ausgiebiger Diskussion um die Qualität und das Einspeiseverhalten der EHT entwickeln wir eine neue Platine mit Zustandsanzeige der Panels