Zugfeder Lenco L75 – Ersatz und Ruheposition für Reibrad

Liest man die einschlägigen Foren genauer, stösst man eher oder später auf das Problem der Zugfeder, die für das Andrücken des Reibrades auf die Motorwelle und den Teller sorgt.

…die Zugfeder spannt den Reibradausleger gegen Motorachse und Teller

Diese Zugfeder kann Geräusche auf das Antriebsmoment(Reibrad) übertragen, und sie sorgt bei Umbauten ärgerlicherweise dafür, dass das Reibrad permanent auf die Achse und gegen den Teller gedrückt wird.
Also musste eine effektive Lösung her.

Ausgangssituation

Auf dem Original Lenco, wird die Funktion der Feder durch einen pfiffigen Schiebemechanismus “aufgehoben”, also der Reibradausleger vom Antrieb mechanisch weggeschoben.
Die Zugfeder wird dabei zusätzlich ge- oder “über”spannt.
Nimmt man nun einen Umbau vor, bei dem man sich von dieser mechanischen Lösung trennt, läuft man Gefahr, dass das Reibrad mit der Zeit durch die Stillstandzeiten Druckstellen bekommt, und zu Rumpeln beginnt.
Immer wieder tauchen derartige Berichte auf, und sind ja auch von anderen Reibradler bekannt, die längere Zeit im Einschaltzustand stillgelegt waren.

Lösungsansatz
24V Hubmagnet mit 55g Kraft. im stromlosen Zustand drückt die rechte Feder gegen den weiss armierten (Teflonband) Reibradarm

Der erste Ansatz ist ein Mechanismus, der im ausgeschalteten Zustand, die Zugfeder wie der beschriebene händische Schalter überspannt und das Reibrad von der Achse löst.
Dazu eignen sich unter anderem kleine Hubmagnete.
Für wenige Euro sind sie zu erwerben und der Hubanker schafft es, den mit ca. 35g gespannten Reibradarm zu bewegen.
Um die herschenden Kräfte zu messen, kann man ein Federmessgerät
verwenden, wie es bei der mechanischen Einstellung von Bandmaschinen zum Einsatz kommt.
Am Reibradarm positioniert, misst das Gerät ziemlich genau 35g, bis sich der Führungsarm von der Motorwelle weg bewegt.

In gleicher Weise wurde die Hubkraft des Hubmagneten gemessen, die bei ca. 50g liegt.
Also müsste es prinzipiell funktionieren.

Der zweite Ansatz ist der Ersatz der Zugfeder durch eine Art “Antiskating-System”, dass durch 35g Eigengewicht den Reibradarm gegen die Motorachse fahren lässt.
Vorteil der Konstruktion wäre die Geräuschfreiheit der Konstruktion und der Wegfall der Zugfeder.

Lösung:
Zugfeder Ersatz
…der hauchfeine Faden (Prolene 6-0) wird durch den Federeinhängepunkt geknotet
Zugfeder Ersatz Antiskatinggewicht
….freier und geführter Verlauf des Fadens in die Tiefe

Im ersten Schritt wurde die Feder durch das beschriebene System ersetzt. Am Einhängepunkt der Feder am Arm wurde ein feiner Faden (Nahtmaterial des ehemaligen Kinderchirurgen) eingeknotet, der um den Fixationspunkt der Feder – besser das Gegenlager – geführt wird.

Um ein freies Abhängen des Gegengewichtes zu ermöglichen und die Reibungskräfte so gering wie möglich zu halten, wurde eine Abstandhülse auf der Drehmaschine mit einer feinen Nut versehen und genau senkrecht zur Zugrichtung so verklebt, dass der Faden frei hängen konnte.

Anschliessend wurden 2 Gegenwichte von 32g eingeknotet.
Damit wird das Reibrad sicher aber sachte gegen die Motorwelle gedrückt.

….die eingeknoteten Gegengewichte. Zusammen 32g. Hier noch nicht frei hängend…

Im nächsten Schritt erfolgte die Montage des Hubmagneten und ein Zugtest, den das kleine Bauteil ohne Probleme bestand.
Die Positionierung erfolgte so, dass die Hubstange im stromführenden Fall NICHT mehr gegen den Reibradausleger stiess. Der Magnet sollte keinen mechanischen Kontakt zum Reibradarm haben.

Im stromlosen Zustand drückt die Hubmagnetfeder das Reibrad 3mm von der Achse weg.
Eine in den Hubmagneten montierte 2.5mm Schraube sichert den exakten Führungskontakt.

….exakte Positionierung des Hubmagneten
Ergebnis

Die gesamte Konstruktion funktioniert einwandfrei. Erst bei Einschalten des Gerätes wird der Hubmagnet aktiv. Keine Sorgen übrigens, es strahlt nichts in den Tonabnehmer ein, auch nicht in sehr empfindliche MC Systeme.

Zugfeder Hubmagnetersatz
….Wasser Marsch, Reibrad und Reibrad sind frei, der Teller wird in Bewegung gesetzt

Der Spieler macht ein hörbares “Klack” und der Teller setzt sich sanft in Bewegung.
Etwas Interessantes ist dann beim Ausschalten zu beobachten, was mich begeistert.
Bisher wurde der Teller durch den permanenten Reibradkontakt über das Auslaufmoment des Motors gebremst.
Nun kann er frei ausdrehen, da er keinerlei Kontakt zum Antrieb hat.

Und er dreht tatsächlich auf Grund des grossen Lagers und der Keramikkugel bei 33 U/Minute über 150 Sekunden(!!!) nach.
Das demonstriert die Qualität des Lagers.

Kosten der gesamten Massnahme:
– 8 Euro Hubmagnet
– Prolenefaden im Bestand
– Gegengewicht aus der “CNC-Kiste”
– Sekundenkleber

Bauzeit: ca. 3 Stunden

im stromlosen Zustand wird das Reibrad einige Millimeter abgehoben. In der Unschärfe der Zugfaden des Antiskatinggewichtes

 

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