Vermutlich finden sich viele, viele Berichte im Netz zu diesem famosen Radio der 60er Röhrenära: Saba Freudenstadt 15 M ……
Warum also noch etwas dazu schreiben?
Weil es einfach Spass macht, einem alten Schatz auf die Sprünge zu helfen und mit wenigen Bauteilen aus dem Saba Freudenstadt 15 M ein Saba Freudenstadt 15 S (Stereo) zu machen.
Und:
weil ich genau vor diesem Typ Radio in den 60er gelegen habe, und Samstag für Samstag Bundesliga mit Kurt Brumme gehört habe.
Der Klang hat sich dermassen in das Hörgedächnis gebrannt, dass mit dem Einschalten des funktionierenden Gerätes die Erinnerungen sofort wieder präsent waren.
Vorgeschichte
Natürlich war es nicht das Gerät des Elternhauses, sondern ein ‚Ausstellungsstück‘ meines ehemaligen Arbeitsplatzes, das mit Eintritt in den Ruhestand über mehrere Jahre ein Abstelldasein führte, da es scheinbar nicht mehr funktionierte.
Kinder hatten daran herumgespielt, der AM,KW Seilzug war verschwunden, FM lief nicht mehr……
Im Rahmen einer aktuellen Aufräumaktion tauchte es als ehemaliges Baustellenradio des Vorbesitzers wieder auf, und ich konnte es nicht lassen, es zumindest mal auszuprobieren und mit den Tasten und Knöpfen im eingeschalteten Zustand zu ’spielen‘ (das Kind im Manne).

Und plötzlich gab es unüberhörbar Töne von sich, nachdem ich die gedrückte Stereotaste gelöst hatte. Der Restaurator war wie elektrisiert.
Sofort ging die Suche nach Servicemanual und Bedienungsanleitung los, und nach wenigen Minuten war klar, warum es vermeintlich defekt war:
das Verriegeln der Stereotaste schaltete das Radio stumm, wenn kein Stereodecoder gesteckt ist!!!

Im Nu entstand die Idee, eine solchen Decoder nachzurüsten – aber das Netz gab nur einen her – und das zu einem astronomischen Preis.
Aber die Saba Fans sind hoch kreativ, und bei weiterer Recherche tauchte ein Selbstbauprojekt auf, dessen Qualität besser sein solle als das Original.
Kern der Schaltung auf einer Miniplatine war der Toshiba TA7343AP, ein
9 Pin IC mit wundersamen Inhalt!!
Restauration
Eigentlich lässt der Schreiber die Finger von Tunern, aber hier galt es doch ein wenig in die Materie einzutauchen, und zu schauen, was möglich wäre.
Eine weitere Motivation waren die wunderbar klingenden Saba Greencones in der längsovalen Ausführung.
Sie zauberten den Ton, den mein Hörgedächnis nie vergessen hat.
Deshalb war ich super gespannt, was aus dem Freudenstadt kommt, wenn es Stereo ‚kann‘.

Zunächst der Ausgangszustand – wie gesagt ein ehemaliges Baustellenradio….
Behutsamer Einsatz von Druckluft und Pinsel förderten das wunderschön aufgebaute Innenleben wieder zum Vorschein.
Das Innenleben nach der Reinigung……
Und der Schlüssel zum Stereoempfang, ein ‚Dummystecker‘ mit 10kOhm Wiederstand.
An dieser Stelle soll der Decoder stecken, um den Stereoempfang samt Anzeige auf der Front möglich zu machen.
Stereodecoder
Da man sich nicht mit fremden Lorbeeren schmückt, hier der link zur Seite des Entwicklers, wo auch der Stromlaufplan zu finden ist.
Kern der Schaltung bildet der Toshiba TA7343AP, und das Studium des Datenblattes machte dann klar, welches Prinzip hinter dem Ersatz des Originaldecoders steckt.
Es musste nur eine vernünftige Spannungsversorgung her, was eine Greinacher Schaltung bewerkstelligte (aus der Skalenbeleuchtung). Die so erzeugte Gleichspannung wird dann auf 9V Betriebsspannung mit einem L7809 bereitgestellt.
Um den Toshiba am Pin 6 nicht zu sehr mit Strom zu belasten, wurde eine gelbe Hilfs-LED mit einem Optokoppler in Reihe geschaltet, der seinerseits am potentialfreien Ausgang -8,4V Steuerspannung für die EMM803 Röhre liefert, die als magisches Auge für die Abstimmung und Stereoanzeige dient.
Fix wurde die Schaltung in KiCad übertragen und eine eigene Platine entwickelt.


Das 2 dimensionale Bild zeigt oben den 9 Pin Toshiba, und unter dem 1000uF (C7) die Mininoval-Pinanordnung, die an Stelle des Adaptersteckers gesetzt wird.
Wichtig:
die ‚Röhren-Fassung‘ muss um 30 Grad im Uhrzeigersinn gedreht sein, damit es keine mechanischen Hindernisse gibt.
So sah die bestückte – und sofort lauffähige !! – Platine aus.
Resultat
Der Decoder funktionierte auf Anhieb, und das alles ohne externe Antenne. Der Stereoeindruck ist grandios und meine Frau und Nachbarn versammelten sich im Gartenhaus, um in alten (Radio)-Erinnerungen zu schwelgen.
Einzig die Anzeigeröhre wollte das detektierte Stereosignal nicht anzeigen. Aber das war zügig gelöst – dank des Saba forums :
der 1 MOhm Widerstand R333 war tot.
Nach Ersatz lief auch die Röhre tadellos.
Ansonsten empfängt das Gerät ebenerdig ohne externe Antenne in Dortmund 10(!!) Sender in Stereo, z.T. mit rauschfreier Trennung.
Die Bauteile (Toshiba TA, wertige Wima Kondensatoren, gute Elytkondensatoren und der Spannungsregler) haben in Summe vielleicht 15€ gekostet, also wirklich überschaubar.
Morgen ist Samstag:
Bundesliga wäre schön, aber es ist Sommerpause… Vielleicht Damen EM??