“Nein, das ist nicht Dein Ernst?!” – entfuhr es meiner Liebsten, als ich die Studer B67 aus dem Auto in mein Arbeistzimmer wuchtete.
Mehr als 30 kg Edelschrott, als mehr war das erst mal nicht zu bezeichnen.
Warum noch eine Maschine restaurieren, die immer wieder als “Nicht-Profi-Maschine” tituliert wird ( unter Indidern, warum weiss ich nicht??)?
Nun, weill sie günstig war, und im Angebot meines Dortmunder Gebrauchthändlers im Nebensatz einer anderen Anzeige erwähnt wurde.
Ja genau, so ging es los:
in der Bucht die Lieblingshändler mal aus Langeweile angeklickt, das Angebot eines Studer Mischpulte gelesen und im Nebensatz dann der Hinweis, “dass noch eine B67 hereinkomme….”
Samstags Mittag nahm ich das gute Stück in Augenschein, und optisch war sie noch als gut erhalten zu bezeichnen.
Der Vorbesitzer hatte auf die eine oder andere Mucke hingewiesen, aber sie täte es.
Ein kurzer Probebetrieb zeigte aber, dass dem nicht so war, da bereits beim Einschalten der Rückspulmotor sich in Bewegung setzte. Das kennt man doch?? (grins….)
Der Preis war damit gut, entsprach im Wesentlichen dem massiven Kopfblock mit Schmetterlingsköpfen und 2mm Kopfspiegel.
Der Rest sozusagen Zugabe. Und: erworben, bevor sie in der Bucht stand!!
Auf dem OP Tisch dann die ersten Überraschungen:
– an einem Pabstmotor tropfte das Elektrolyt aus dem Motorkondensator
– die Nennspannungen waren teilweise ausserhalb von Gut und Böse
– auf einer Motorplatine fehlte der 3. Entstörkondensator ???
– die berühmten Rifas waren z.T. bereits gerissen
– in der Spannungswahl waren X2 Kondesatoren entfernt
– die Mechanik musste dringend komplett gereinigt, saniert und neu justiert werden
– Dank fehlender Seitenteile geriet das Tragen zu einem “Muckibudenakt”
– eine erheblicher Teil der Schrauben war ange- oder verrostet
– die Maschine war innen erstaunlich sauber
– ……….
Da kam eine Menge Arbeit auf mich zu, aber bereits das Zerlegen der Maschine war ein Vergnügen.
Das ging natürlich nur mit dem daneben liegenden 400 seitigen Service Manual…..
Alle Teile sitzen wie ein Anzug am ersten Tag, Abdeckungen, der Kopfblock, die Deckplatte, alles einfach und unkompliziert zu lösen.
Hier kam die berühmte Studer-Revisionsfreudigkeit schnell zu Tage…..
Nach Sichten der offensichtlichen Schäden ging es an die Ersatzteilsuche, die sich ja glücklichweise immer noch relativ gut gestaltet.
5 Motorkondensatoren, reichlich X2- Entstörkondesnatoren, Feinsicherungen und Sinterlageröl standen auf dem ersten Zettel.
Zum zweiten Zettel verrate ich noch nichts, das wird eine Überraschung und wird Teil 2 dieser spannenden Geschichte.
Während des Wartens auf DHL habe ich soweit nötig erst mal zerlegt. Der Baukasten sah dann so aus:
– 3 demontierte Motorplatinen für die Spulmotoren und den Capstanmotor
– Ausbau aller Motorkondensatoren
– Ausbau der gesteckten(!!!) Platinen für Aufnahme/Wiedergabe/Oszilaltor/Stabilisator
– Ausbau der 3 Motoren zwecks Lagerwechsel (das kannte ich von allen anderen Studer/Revoxmaschinen)
– Ausbau und Zerlegen der Umlenkrollen und der Bandstabilisatoren (allerfeinste Qualität )
– penibles Überprüfen und Reinigen des Kopfblockes
– Inspektion der Hauptnetzteilplatine und des Bandzählwerks
Und dann ging es los:
1. Tausch der Motorkondesatoren:
2. Tausch der Entstörkondensatoren
3. Aufarbeiten der Bandeinlaufrolle, gefühlt das Gewicht eines Türstoppers, aus dem Vollen gedreht!!
4. Aufarbeitung des Kopfträgers
5. Optische Aufarbeitung
6. Anfertigung passender Seitenteile incl. Tragegriff
7. Tausch der Motorlager und “Abschmieren” des Capstan’s
8. Neueinstellung aller mechanischen Komponenten nach Servicemanual
Dann habe ich die Maschine mit Masterbandkopien in Betrieb genommen (also noch vor echten Einmessen!!) und war verblüfft, mit welcher Qualität eine 1978 gebaute Profimaschine heute noch spielt! Überragend!!
Die aufgearbeitete Maschine, der Grünschimmer ist Reflexion auf der Hochglanzoberfläche der Seitenteile
Dortmund, Muttertag 2018