Die ASC6002: der gelebte Traum meiner Studentenzeit, das Bandmaschinenprodukt der ehemaligen Braun-Ingineure, der ewige Konkurrent der Revox B77, und noch viele weitere Merkmale könnte ich diesem Schatz verpassen. Mit vielen Stunden Nachtwache an der Uniklinik hatte ich diesen Traum 1981 realisiert. Noch heute steht sie in meinem Arbeitszimmer….
Meines Erachtens ist die Optik wunderschön, die Bandzugregelung das Beste, was es damals gab, und der Wechselkopfträger einmalig.
Mit dieser Maschine startete das HiFi Hobby vor 10 Jahren wieder durch und ich hänge an der (den) ASC Maschine(n) unverändert.
Vorgeschichte
Nun ging an einer der Maschinen blöderweise die wertvolle Haube kaputt, da mein Sohn in der Wohnung mit einem Skateboard üben musste……….
Wie an anderer Stelle beschrieben habe ich nach der Aufarbeitung einger der ASC Typen ein bisschen Erfahrung und wollte die beschädigte Maschine wieder mit einer neuen Haube versehen.
Das ist leichter gesagt als getan, da die Hauben inzwischen heiss begehrt und verhältnismässig teuer sind.
Also ein Blick auf die Verkaufplattformen, und verwundert rieb ich mir die Augen, dass ausgerechnet in meiner Studentenstadt Münster eine komplette Maschine der 6002er Version mit Haube angeboten wurde.
Der Verkäufer reservierte mir die Maschine (danke Christian!!), aber im ersten Anlauf ging alles schief:
falsche EC Karte ohne Pin dabei, dann machte das Handy schlapp und schliesslich noch ein Knöllchen wegen Parkens ohne Parkschein.
In Münster ist man durch die „rasenden“ Radfahrer so abgelenkt, dass man den Schilderwald nicht durchblickt.
Maschinenzustand
Ein paar Worte zur ersten Inaugenscheinnahme im Laden:
- die Maschine liess sich einschalten und die Laufwerksanzeige funktionierte
- der Capstanmotor lief verhältnismässig leise (die Schwachstelle der Maschine)
- die Haube hatte keine Risse aber einige tiefe Kratzer
- der Andruckblock um die Capstanwelle herum war blockiert
- der optische Zustand war sehr schön
Aber zunächst musste ich unverrichteter Dinge wieder heimfahren und mein Sohn holte die erneut reservierte Maschine am Folgetag ab (aber nicht mit dem Skateboard!!).
Heute kam sie dann auf den OP-Tisch. Erster Befund:
- alle Funktionen waren okay
- die Wiedergabe kam dumpf und die Potis waren allesamt am „Knarzen„
- die Maschine war sehr verstaubt
- Vor/Rücklauf funktionierten
- die Capstanwelle sah übel aus
Also ging es an das Zerlegen der Maschine, um erst mal die mechanische Sachen in Ordnung zu bringen.
Zerlegen der Maschine
Das Zerlegen geht auf Grund der modularen Bauweise gut, lediglich die untere Abdeckblende ist mit einem blöden Mechanismus arretiert (Kunststoffnasen). Aber ich kannte den Trick mit alten EC Karten und einem langen Schraubendreher………
Und dann kam eine Überraschung nach der anderen:
- der Kopfträger war wie neu, keiner der Köpfe zeigte auch nur den Ansatz eines Kopfspiegels!!! Makelloser Zustand!
- die Bauteile im Inneren wirkten alle wie am ersten Tag. Keine defekten Trimmer, keine Rifa-Bomben, blitzesaubere Platinen
- alle Aluteile waren angelaufen und mussten händisch aufpoliert werden
- die Potis waren mit Teslanol Oszillin gut wieder zubeleben
- der Andruckblock musste komplett demontiert und gesäubert werden
- die Ein/Auslaufrollen auf den Bandzuhebeln waren trocken gelaufen
- ansonsten muss(!!!) die Maschine sehr pfleglich behandelt und gelagert worden sein
Mit allen mir bekannten Tricks habe ich dann gesäubert, geputzt, justiert, entmagnetisiert und schliesslich die Maschine wieder aufgebaut.
Ein besonderes Augenmerk habe ich auf die Capstanwelle gelegt, die nach dem Wiedereinbau so leise lief, dass bei 38cm/sek ein Laufgeräusch kaum wahrnehmbar war.
Wiederaufbau
Nach einigen Stunden genussvoller Arbeit habe ich ein Band aufgelegt, dass ich auf der Revox A810 gemastert hatte.
Ein blitzsauberer Klang kam über die Kopfhörer – wundervoll analoger Klang und das mit dem typischen Durchzugsmoment der ASC. Kein wahrnehmbares Grundrauschen, konstante Geschwindigkeit, alles vom Feinsten!!
Das Wickelbild beim schnellen Umspulen ist ein Gedicht – das kann kaum eine Maschine besser.
Alle elektrischen Bezugspunkte lagen exakt im Bereich des Servicemanuals. Genial, schliesslich ist die Maschine 40 Jahre alt!!!
Und dann einige Aufnahmeversuche:
Vorband/Hinterband ohne Umterschied, lediglich im Bereich der 9,5cm Geschwindigkeit musste die Höheneinstellung etwas nachjustiert werden.
Am Wandel & Goltermann zeigten sich hervorragende Frequenzverläufe, einfach ein Gedicht.
Schlussendlich ging die Haube noch auf die Hobelbank, um Kratzer auszuschleifen und sie stufenweise über 320er, 400er, 800er und 1500er Körnung zu schleifen.
Das Finish machte dann ein Lammfellpolitur mit 5000er und schliesslich 10.000 Schleifpaste.
Jetzt ist die Haube wie neu.
Fazit
Messe ich den Kaufpreis am „neuen“ Zustand, so ist das ein Schnäppchen gewesen!
Die Maschine sieht aus wie neu, spielt wie neu und erfreut den Restaurator mit einem tiefen Gefühl von Zufriedenheit nach getaner Arbeit.
Die Maschine darf unverändert jedem Freund von Bandgeräten empfohlen werden – wenn der Capstanmotor okay ist……
Wer mehr über die ASC erfahren möchte: unbedingt einen Blick auf die tolle Seite von Michael Herberts werfen!!