Erst mal tief Luft holen, da ich auf dem Gebiet Raumakustik noch in den Anfängen stecke und es immerhin eine hochkarätige Ausbildung zum „Raum Akustiker“ gibt.
Also: der Amateur schreibt und bittet die Profis, mir eventuelle Ungenauigkeiten oder gar Fehler nachzusehen.
Mit diesem Beitrag möchte ich sensibilisieren, neugierig machen und zur Nachahmung anregen.
Ich greife ein Thema auf, dessen Bedeutung ich sehr, sehr lange unterschätzt habe.
Erst der Besuch eines Freundes, der sich dieses Thema WIRKLICH auf die Fahnen geschrieben hat, weckte Interesse und Neugierde.
Lieber Heiner, das Fass, dass Du hier aufgemacht hast, hat es in sich…….
Sein Hörraum (ca. 50qm) war einerseits mit Dämmmaterial gespickt, dass für einen Hausbau gereicht hätte, andererseits war der Klang dank sichtbarer und kaum sichtbarer akustischer Massnahmen dermassen frappierend, dass mich das Thema nie mehr so ganz losliess.
Da es aber auch mit digitaler Signalverarbeitung (DSP) zusammenhing – und da habe ich eine instinktive Abneigung – blieb es bis vor kurzem mehr oder weniger „links liegen“.
Ach ja, und noch etwas fällt mir als Erfahrung ein, die vermutlich jeder HiFi’ler kennt:
vom sauer zusammengesparten werden die ersten – im HiFi Laden vorzüglich klingenden – Boxen gekauft und daheim das lange Gesicht: das hatte ich anders erwartet?!?
Liegt’s am Vorverstärker, an den Kabeln, an der Musikquelle? Auf jedem Fall ein Stück entfernt vom Eindruck im Laden……
Weit gefehlt, heute bin ich schlauer und verstehe, dass es die unterschiedlichen Räume waren!!!
Mein heutiger Hörraum ist nicht besonders gross – ca. 15 qm – und hat eine niedrigere Decke; und das ist eine kritische Kombination.
Dennoch strebe ich einen möglichst natürlichen und räumlich guten Klang an.
Wo liegen die Probleme?
Raummoden bei tiefen Frequenzen und eine „unscharfe“ unzureichende Räumlichkeit. Wohlgemerkt alles auf hohen Niveau!!
Da ich aber spüre, dass ich gerätetechnisch Vieles ausgereizt habe (höherweretige Quellgeräte, DIY-XONO, DIY-XP30, DIY XA30.8, DIY EMT 139 Replik, DIY Pass-Frequenzweiche, revidierte Quad ESL57 – alles symmetrisch auf Studionorm) , ging ich das Thema Raumakustik jetzt endlich mal theoretisch und praktisch an.
Um den Leser richtig neugierig zu machen, vorab die Änderung und das Investment:
- der Raum klingt jetzt „räumlicher“ (kann ich besser nicht beschreiben)
- Bässe dröhnen NICHT mehr
- die Räumlichkeit hat in Tiefe und Breite erheblich gewonnen
- der Mittelhochtonbereich ist transparenter
- die Ortung der Instrumente und Stimmen ist besser
- Geräte: Messmikro, Mess-Software, jede Menge Lesestoff……
- Kosten der Massnahme: Zeit, und ca. 100 € !!
Was habe ich geändert?
- aktiver Bassabsorber (ein eigenes Thema)
- Diffusoren gefaltet hinter den stacked quads ESL57
- Absorber hinter dem Hörplatz
So und nun der Reihe nach mit ganz vielen interessanten links zum Thema……
Es geht um die Verbesserung des Klangs durch raumakustische Massnahmen zunächst OHNE DEN EINSATZ der digitalen Signalverarbeitung.
Es soll weiterhin eine rein analoge Kette bleiben!!
Grundlagen der Raumakustik:
https://dngmns.home.xs4all.nl/rb_dif.htm
http://www.hunecke.de
Für die erste Seite ist ein bisschen holländische Sprachkenntnis erforderlich, es lohnt aber auch, sich „durchzubeissen“.
Da eigentlich sehr sehr viel zu dem Thema geschrieben wird, „fülle“ ich die links allmählich auf.
Die Schröderfrequenz zur Bestimmung der Raumakustik und Raummoden ist bedeutsam, und kann errechnet werden.
Sie deckt sich mit einer Abweichung von 3 Hz mit der Raummessung!!
http://www.hunecke.de/de/rechner/raumeigenmoden.html
Raumakustische Messungen:
Man benötigt dazu:
- ein Stativ (Hausmarke Fa. Thomann)
- ein gutes Messmikrofon (das hatte ich noch liegen)
- Hardware im Sinne eines AD-DA Wandlers (externes Gerätchen)
- Software (Carma©, Arta©,…..)
- Rechner, Laptop, egal ob Mac oder PC
- sehr viel Erfahrung in der Interpretation der Messwerte
Die Bassfalle:
Das war das erste grosse Projekt im Sinne einer Verbesserung der Raumakustik. Hier habe ich kräftig von den Ideen von Ralph S., und Heiner F. partizipiert, die vor ca. 2 Jahren mit dem Thema „um die Ecke kamen“.
Der Gedanke hinter dem Projekt, das mittlerweile über das Prototypenstadium hinaus ist(!!!), ist, die Tieftonmoden durch gezielte „Gegenangriffe“ zu löschen.
Oder anders ausgedrückt: die überhöhte Schröderfrequenz der ersten Mode (bei mir 45 Hz) wird durch das Gegenarbeiten eines Basschassis weitgehend gelöscht.
Man kann das sehr schön auf der Seite von Ralph Stens nachlesen.
https://www.rstaudio.de/aa-aktiver-absorber
Der Bau und vor allem die Einmessung des Absorbers ist anspruchsvoll, aber mit der Unterstützung der beiden Freunde ist es gelungen, in meinem kleinen Hörraum damit das erste raumakustische „NoGo“ zu eliminieren, nämlich die Bassmoden.
Mit anderen Massnahmen wäre ich in dem kleinen Raum nicht klar gekommen (Stichwort Basstrap, Helmholtz Absorber etc….).
So steht er eher versteckt in einer Raumecke an Stelle einer hohen Mode.
Resultat ist eine bessere Durchhörbarkeit im Mitteltieftonbereich und das Fehlen jeglichen Dröhnens bei höheren Lautstärken.
Der Diffusor:
https://dngmns.home.xs4all.nl/fwd_uk.html
Hier bin ich dann experimentell vorgegangen, da mich die Seite so neugierig gemacht hat, dass ich es „wissen wollte“.
Hier kann man die „step by step“ Anleitung herunterladen:
https://dngmns.home.xs4all.nl/rs_downloads/assembly-fwd_uk.zip
Also habe ich mir den FWD-46 als universellen Absorber ausgekuckt, und 3x 80cm hohe Exemplare und zwei 40cm hohe gebaut.
Das Material ist als MDF angegeben, ich würde aber nach erster Erfahrung eher Multiplex bevorzugen.
Nichts desto trotz blieb die spannende Frage, was diese Dinger im Hörraum ausmachen.
An einem Samstag nachmittag gebaut, musste ich im Hörraum noch umräumen, um die Fläche zwischen zwei Hängeschränken frei zu bekommen.
Optimalerweise hätten die Diffusoren auf Hörebene zentriert und ca. 140cm hoch gebaut werden müssen.
Aber da musste ich erst mal kompromissbereit sein…..
Dann aufgestellt, EMT angeschmissen, und eine meiner Lieblings-LP’s (deren Klangcharakter ich einfach gut kenne) aufgelegt…….
Mit blieb vor Überraschung erst mal der besagte „Mund offen stehen“.
- die Raumakustik wurde differenzierter, „durchhörbarer“
- Die Bühne gewann an Tiefe und auch etwas an Breite
- Solisten wurden „greifbar“ -also präzisere Ortung
- Ins Schwärmen möchte ich nicht kommen, aber keine Massnahme hat ein so gutes Preis/Leistungsverhältnis, wie das Kümmern um die Raumakustik.
Bewusst habe ich mir Messdiagrammen zu veröffentlichen erst einmal gespart, sondern den Bau- und Höraspekt von der praktischen Seite beschrieben.
Heiner hat mir schon die optimierte Einstellung des AktivAbsorbers angedroht und in dem Zusammenhang auch weitere Tipps zur Optimierung des Hörraums.
Also: packen Sie es an, es lohnt sich und die wichtigsten Quellen zum Nachlesen habe ich ja genannt.