Gerade im Reparaturfieber von Revoxgeräten kam mir doch ein hörbar brummender Trafo des B750 aus der ersten B-Serie recht. Ein brummender Trafo kann – aber muss nicht – das Hörvergnügen mindern.
Bei diesem Verstärker ist ein grosser Schnittbandkerntrafo mit 370W Leistung verbaut.
Und wer die einschlägigen Quellen durchforstet, stösst immer wieder auf ein konstruktives Problem: es ist ein mechanisch brummender Trafo!
Einleitung
Revox ahnte wohl das Thema und hatte den Trafo in weiser Voraussicht gummigelagert verbaut. Leider konnte ich keine Fotos machen, aber ich erkläre es mal:
der Trafo steht auf 4 Befstigungspunkten im Sinne von massiven Stahlwinkeln. Durch diese Winkel sind an den „Eckpunkten“ 4 M5 Schrauben durch das Tragblech geführt.
Aber clever: es sind kräftige Gummis in das Trägerblech eingelassen, die zentral ein Messinghülse haben, durch die die besagte M5 Schraube geführt wird.
Glücklicherweise hat der Trafo nach oben Luft, und zwar deutlich!!
Meine Theorie zum Thema:
das Gummi verhärtet mit der Zeit und verliert damit einen Teil seiner entkoppelnden Wirkung. Um es weich zu machen, hatte ich den kompletten Trafo ausbauen und die Gummis kochen müssen….
Lösung
Da ich aber bequem bin, fiel mir ein anderer Lösungsansatz ein, damit das Thema brummender Trafo ein Ende findet und kein 250€ Tausch gegen einen Ringkern nötig wäre.
Sorbothane ist ein Material, dass ich zur Entkopplung in anderen Projekten eingesetzt habe.
In Form dieser selbstklebenden Halbkugeln kann man es unter die Tragfläche des Schnittbandkerntrafos schieben – und zwar zwischen die Verschraubungpunkte. Also in der Mitte der 4 Längsseiten des Trafos.
An Stelle der M5 Schrauben habe ich längere M4 verwendet, und diese auf der Unterseite in der Reihenfolge GUMMIBEILAGSCHEIBE, Beilagscheibe, Mutter, Kontermutter befestigt.
Auf diese Weise steht der Trafo weiterhin fest.
Aber: das Brummen ist auf einen kleinen Rest reduziert. Das ist kein Vergleich zum vorherigen Zustand.
Kompliment aber noch einmal an die Konstrukteure dieses famosen Vollverstärkers: vorausschauend den mächtigen Trafo in Gummi zu lagern ist aller Ehren wert.
Die Alterung des Gummis ist ja nicht vorhersehbar gewesen. Und dass der Ringkerntrafo bessere Klangeigenschaften haben soll, lasse ich mal stehen. Einen schlagenden Beweis habe ich dafür nicht gefunden.
Prasselnder Kanal
Dieses Thema verfolgt mich seit der Revision. In warmen Sommermonaten trat es sporadisch nach Minuten oder Stunden auf einem Kanal auf, und war nur durch Abschalten oder Abkühlen zu beheben.
Charakteristik des Prasselns:
– beim Trennen der Vorstufe durch den Kippschalter hinter der oberen Frontblende verschwand das Prasseln – also war es NICHT das Endstufenmodul.
– mit dem Oszilloskop war das Störsignal bis in die Filtergruppe rückverfolgbar
– Nachlöten der Steckmodule in der Klangregel und Filtergruppe brachten keine Änderung
Also das bekannte Thema: vorne in der Spannungsversorgung beginnen. Aber auch das brachte nicht die Lösung.
Da zweifelt der Bastler doch an seinen eigenen Fähigkeiten!!!!
Doch diesmal hatte ich Glück – anders möchte ich es nicht bezeichnen.
Da ich inzwischen „schlechte“ Augen habe, muss ich in der Regel unter einer Lupe bei guter Beleuchtung arbeiten.
Dies war gerade bei der oben geschilderten Trafo-Revision nötig.
Und mehr oder weniger routinemässig habe ich die Anschlussdrähte geprüft, da ein brummender Trafo bewegt worden war:
und siehe da: eine der 4 x 20V AC Leitungen (schwarz) hing nur noch lose in der Lötöse des Sicherungshalters.
Das war der Grund der jahrelangen(!!!) Suche. Dieses Miststück von Draht hatte im kalten Zustand ausreichenden Kontakt, um die Vorstufeneinheiten des linken Kanals nebengeräuschfrei mit Spannung zu versorgen.
Unter der Wärmeentwicklung des Trafos und Gerätes bog sich dann der Draht (im 100el Millimeterbereich) – für das Auge nicht sichtbar – in der Lötöse.
Das löste das Prasseln aus!!
Und das Gemeine: bei einer Revison fasst man alles an, was HINTER dem Sicherungshalter liegt……..
Einmal nachgelötet war dauerhaft Ruhe, und der nun nur noch leise brummende Trafo ist das Lebenszeichen eines guten alten Verstärkers.
Nachsatz
Bei den Erklärungsversuchen des Brummens kursieren sehr viel Ansatzpunkte. Einer dieser Behauptungen ist der, dass sich die Bleche im Schnittbandkern lösen und damit das Brummen entstünde.
Vielleicht ist irgendwo behauptet und dann immer wieder abgeschrieben worden. Ich kann mir das beim Aufbai des Trafos nicht vorstellen!!
Die Bleche sind dermassen fest fixiert, dass ein Normalbetrieb das nicht herbeiführen kann. Und ich habe auch kein Brummen im Lautsprecher gehabt, wie es vielfach behauptet wurde.
Eher sehe ich das Thema in der Alterung der wohlweisslich verbauten Lagerungsgummis!!
Nachsatz 2 aus kompetenter Quelle
Hier zitiere ich stets sehr gut informierte Freunde (danke Björn und G.W.):
……….
Zum Trafo-Problem: das kommt davon, daß die Windungen nicht getränkt wurden. Die Kerne selber sind es nicht, da die Mittelstege der beiden Hälften verklebt wurden.
Das gleiche Problem hatte seinerzeit TFK nach dem Wechsel der Trafo-Bauart im Zuge der Modellpflege von V69a zu V69b. Da hatten sie leider die Spulen nicht getränkt und die Netztrafos brummten.
Daraufhin wurden die Geräte zurückgerufen und die Spulen nachgetränkt – ab da war Ruhe.