Kücke KS V32 – Relaistausch und Aufarbeitung

Es war einmal…… so könnte man diesen Beitrag beginnen. Ein Märchen? Nein, eine kleine HiFi-Schmiede im Bergischen Land, genauer gesagt in Wuppertal, liess in den 80er Jahren die Szene aufhorchen und schaffte es, mit dem KS V32, T22 (Tuner) und der E42 Endstufe Referenz beim Audiomagazin zu werden.

Kücke und Schmitz gaben die Kurzfassung des Markenlabels mit Ihren Initialen, Herr Schmitz zeichnete für die Technik verantwortlich, Herr Kücke für Markt und Vertrieb.

Logo von der Kücke homepage

Noch heute werden in Wuppertal Geräte gewartet, aber warum sich die Marke vom Markt zurückzog, weiss ich nicht. Als eingefleischter ASC Fan wusste ich nur, dass ASC KS-Geräte ins eigene Programm übernahm und unter eigenem Namen vertrieb.

Nimmt man dann noch die Lautsprecher aus gleichem Hause hinzu (KS audio (aktiv)) , so hat man einen echten Geheimtip, was ‚highend vintage‘ betrifft.

Eine meine beiden Kücke KS V32 sollte wieder an den Start, da ich für sehr kleines Geld einen famosen Lautsprecher in ausgezeichneten Zustand erworben hatte: die KS-Tertia D70.

….frisch und unbearbeitet nach dem Erwerb der Tertia

Aber:
die Klangregelung in der KS V42 funktionierte nicht, die Umschaltung MC/MM ebenfalls nicht, und die Einschaltverzögerung war ‚verschwunden‘.

Gerätekonzept

Öffnet man die KS V32 Vorstufe, so ahnt man, warum das Label vielleicht nicht mehr am Markt ist:
gebaut für die Ewigkeit, feinste Studiotechnik, modulare Bauweise, edle Einzelkomponenten und ein Layout vom Feinsten (noch einseitige Platinen!!). Sehr kurze Signalwege, strikte Trennung von Spannungsversorgung, Logik und Audioabschnitten……..und, und, und lassen das Elektronikherz höher schlagen.

Genaueres über die Technik findet man im Old-Fidelity-forum oder bei Kücke direkt (ja, die gibt es als Servicepunkt noch immer!).

Ein paar Kleinigkeiten machen den Geräten über die Jahre aber zu schaffen:
– hochwertige Siemens Relais im Signalweg
Tantalkondesatoren
– und manchmal die Roederstein Elko’s

Thema sollen hier die Relais sein. Die hatten sich nämlich – ohne Hinweis – vor dem Erwerb der Vorstufe vor etlichen Jahren in Luft aufgelöst…….

Inspektion

Das Öffnen der Geräte erfolgt von der Unterseite. Schon ein erstes Alleinstellungsmerkmal.
Da ich das Gerät bereits kannte – als ASC Variante – war ich überrascht, dass es hier eine ’schlankere‘ Ausführung war:
weniger Logikbausteine, fehlende Relais, aber ÜBERTRAGER (Hauffe) in der MC Vostufe.

Übertrager 1:10 in der MC Vorstufe

Doch die Überraschung steigerte sich, als ich nach den vermeintlichen Siemensrelais suchte: sie waren ausgelötet worden und durch Drahtbrücken ersetzt worden. Kaum zu glauben, aber wahr!!

….Drahtbrücken statt Relais… und eine traurige Schutzdiode
Entwurf der Addapterplatinen

Die Siemensrelais hatten einen eigenwilligen Aufbau, der zunächst in kein Raster zu passen schien. Aber es gab eines……
Flugs wurde es ins Layoutprogramm händisch übertragen und nach passenden Ersatzrelais mit 12V Speisespannung gesucht.
Hier passten die Omron-SMD-Versionen genau zwischen die 8 Beinchen des Siemenslayouts.

Aber es gibt einen Haken, den man kennen sollte:
die ursprünglichen Relais müssen bipolar gewesen sein – +-Ausrichtung am Stromkontakt egal (bipolar stammt von mir als Laie, evtl nicht korrekt!!)!
Doch die Omron’s wollen ganz klar den Pluspol am Pin1 sehen….. also unipolar.

Fazit:
es mussten 2 Adapter her: einen „nonivers-Adapter“, und einen „inversadapter“, da das Siemensrelais auch um 180 Grad gedreht verbaut war.

3D Ansicht der beiden Relais-Adapter im ‚Mehrfach-Nutzen‘

Nur so werden die Relais alle korrekt ‚angesprochen‘.
Die Freilaufdioden geben die Polarität vor, und in SMD Technik war dann das Isolationsfräsen der Miniplatinen der finale Schritt.

Einbau und Rückbau

Zunächst wurden die SMD Relais exakt auf der Platine unter dem Mikroskop positioniert, verlötet und dann die Beinchen aus Steckkontakten im 2.5mm Raster angeordnet.

Miniplatinen und Omron Relais

So passen die winzigen Platinen exakt in das alte Siemensraster.

….die beiden Adaptertypen, der Pluspol liegt jeweils links oben

Beim Verlöten sollte vorsichtig und mit nicht zu hohen Temperaturen gearbeitet werden. Dennoch ist die Platinenqualität auch nach 40 Jahren ausgezeichnet!!

Fazit und klangliche Beurteilung

Nach dem Rückbau der grossen Hauptplatine der spannende Augenblick: alles läuft, wie es soll.

…. Adapter an Ort und Stelle

Zuvor wurden noch 4 Tantals um die Verzögerungsschaltung herum getauscht – wegen angeblicher Ausfälle mit Leiterplattenschäden – und die Kontakte und Potis mit geeigneten Kontaktspray gepflegt.

Kücke KS V32 Platine Klangregelung
…unten das Ausgangsrelais mit der zeitverzögerten Einschaltung, in der Mitte 4 Panasonic-Elko’s

Nach dem Einschalten das gewohnte Klick nach ca. 4 Sekunden, ein anstandsloses Zuschalten der Klangregelung, und auch der zurückgewonnene MC Betrieb funktionierten auf Anhieb.

Jetzt darf die ‚alte Kette‘ wieder werkeln:

– Zeitgenosse Dual CS 701 als Plattenspieler
ASC6002 S als Bandmaschine
Kenwood KT1100 als Tuner (einen champagnerfarbenen T22 habe ich leider bisher nicht gefunden)
– Creek CD50 als unverwüstlicher CD Spieler
Kücke V32 als Vorverstärker
Kücke E42 als Endverstärker
KS Tertia D70 als Schallwandler

Da geht die Post ab – und ich zweifle manchmal, wo die Entwicklung der letzten 40 Jahre geblieben ist, wenn ich diese Kette höre.