Fotografie und Elektronik – Umbau Leicameter MR

Heute einmal ein ganz anderes Thema. Auch Fotoapparate wollen gelegentlich elektronisch restauriert werden. In diesem Fall geht es um das Leicameter MR aus den 60er Jahren, also der Zeit vor Kameras mit eingebauten Belichtungsmesser.
Leica hatte zur M3 irgendwann den externen Belichtungsmesser an Metrawatt in Nürnberg als Auftrag abgegeben.
Anfangs mit Selen-Zelle, später dann mit CdS passte sich das Leicameter durch mechanische Kupplung mit dem Zeiteinstellrad der M3 perfekt an.
Und dann läuft mir als alten Leicafan so ein Teil für 30(!!!) Euro über den Weg, da angeblich nicht mehr funktionsfähig.

Funktion
Leicameter CdS Lichtmessung
links die schwarze Messtaste, rechts die Kupplung auf das Zeiteinstellrad der M3, schöner Zustand!!

Durch gekuppelten Aufsatz auf die M3 wurde über eine kleine Optik – dem 90mm Objektiv entsprechend – ein definierter Bereich des späteren Bildes gemessen.

Durch das Umschalten des eingespiegelten 90mm Objetivs im Messsucher konnte der Messwinkel festgelegt werden und durch anschliessenden Druck auf die Messtaste des Leicameter die Licht-Messung vorgenommen werden.

Viele, viele Aufnahmen sind mit dieser Technik exakt belichtet worden, und was das Leicameter auch nach 70 Jahren noch an Messqualität vorzeigt, ist erstaunlich.

Technik

Nach alten Unterlagen ist in das Leicameter MR zur M3 eine CdS Zelle verbaut, die aber im Gegensatz zur alten Selenzelle, auf eine Batterieversorgung angewiesen ist.
Seit 1964 erfolgte diese Batterieversorung mit einer 1,35V Mercuryzelle (PX625).

Leicameter Mercury PX625
…die Unterseite des Leicameter, daunter die PX625 Mercuryzelle
Problem

Und das ist das Problem: diese Zellen sind seit Jahren wegen Ihres Schwermetallgehaltes strikt verboten. Und es gibt keine passenden Ersatzzellen, die eine ähnliche Spannungscharakteristik bieten, wie diese alte PX625 Zelle.
Und hier kommt der Elektroniker zum Zug:
was wäre, wenn man die Uf Merkmale einer Schottkydiode nutzt, und darüber die Reduktion auf die 1,35 V erzielt?

In einem sehr schönen Grundlagenartikel wird vom Autor aufgezeigt, dass mit Wahl einer geeigneten Schottkydiode diese Annäherung an die Spannungs/Strom/Temperaturcharakteristik erzielt wird, wenn  mit einer SR44 Silberoxidzelle als Ersatz gearbeitet wird.

Soweit die Theorie…..

Umbau

Zunächst musste die SR44 Zelle in einen geeigneten Ring, damit sie im Batteriegehäuse des Leicameter nicht verrutschen kann.
Zufällig hatte ich noch eine Weinzelle (Kohle-Sauerstoff) aus dem Hörgerätebedarf liegen, deren Aussenring ich durch stufenweises Aufbohren “freigelegt” habe.

Auf einer guten Ständerbohrmaschine mit scharfen Bohrern gelingt das gut. Unter dem 12mm Stahlbohrer fällt der Ring am Ende locker ab.

Was keinesfalls gemacht werden darf, ist eine Mercuryzelle aufzubohren. Die Schwermetall-vergiftung ist vorprogrammiert!!

Und siehe da, die SR44 past PERFEKT in den ausgebohrten Ring.

…der ausgebohrte Ring, oben links die SR44, rechts das Original

Aber damit ist ja nur ein Teil erledigt, da so belichtet, die Bilder um ca. 1 Blende unterbelichtet werden, da die MR44-Zelle  zuviel Spannung liefert.

Der Einbau der Schottkydiode
….Ausschnitt aus dem Grundlagenartikel…. copyright buhla.de

Wie kann man nun am Leicameter die Schottkydiode “unterbringen”? Nachdem die SR44 im Ring probeweise gut funktioniert, bietet sich der Boden des Batteriefaches an, die kleine Diode unterzubringen.
Der Durchmesser beträgt 11mm, so dass der Entwurf in KiCad flott umgesetzt ist. Zur Verwendung kommt eine Standard doppelseitige Platine.

Es wird nur der Umriss (grau) und der Ausschnitt gefräst, so dass die Diode mit der Oberseite der doppelseitigen Platine verlötet wird, und in gleicher Weise mit der Unterseite.

Die Diode ist so schlank, dass die Maximalhöhe der Einlage 2mm beträgt. Das passt gut in das Gehäuse des Leicameter.

Wichtig ist natürlich die korrekte Einlage, also Kathode nach unten, da der Pluspol der SR44 nach oben eingelegt wird.

Ergebnis

Erstaunlich, erstaunlich, kann man sagen!
Mit derartigen Umbau zeigt das Leicameter exakt die Ergebnisse, die professionelles Gossen Handbelichtungsgerät auch zeigt.

…..die eingelegte adaptierte SR44 Zelle, darunter die alte PX625

Eben so erstaunlich ist Messgenauigkeit unter schlechten Lichtbedingungen – auch das funktioniert.

Fazit

Der Erwerb eines alten Leicameter lohnt sich.
Für 30 Euro (Kleinanzeigen) habe ich ein Leicameter fest mit der Kamera verbunden, und brauche mich nicht mit einem Handbelichtungsmesser zu “beschweren”.

Die Schottky Diode schlägt mit 5 Cent zu Buche, der Rest lag in der Grabbelkiste.

Es macht Spass, so alte hochpräzise gefertigte Geräte wieder zu neuen Leben zu erwecken.

Der erste Schwarzweissfilm ist gerade zur Entwicklung unterwegs, da das Heimlabor aktuell in Kisten verpackt ist…….

Ja ja, ich weiss, noch so weiterer Analogfimmel……..

 

 

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