Wer sich eingehender mit den physikalisch mechanischen Eigenschaften des HiFi Hobby beschäftigt, stösst eher oder später auf das Problem des mechanischen Schwingens, der Mitkopplung, und der Empfindlichkeit rotierender Geräteanteile für Schwingungen.
Sylomer als entkoppelnd leitendes Material kann hier eine sinnvolle Lösung sein.
Am Beispiel einer Zarge für den EMT930 wird der Einsatz gezeigt.
Dabei geht es um eine pragmatische Vorgehensweise, nur bedingt um exakte Messungen oder gar strenge physikalische Grundlagen.
Die Problematik
Plattenspieler tasten die Platte mit einem Auflagegewicht von 0.8g – 4g ab.
Der Tonabnehmer ist hochempfindlich, was Störwirkungen im Sinne mechanisch fortgeleiteter Schwingungen angeht, die über Korpus, Tellerlager, Teller, Tonarmbasis, Tonarm, Kabel etc. weitergeleitet weden können .
Schwingungen mischen sich zwangsläufig dem Musiksignal bei und stören.
Typische Beispiele sind das Fortleiten der Schwingungen des Antriebsmotors, das Fortleiten von Trittschall über das Rack, den Boden oder die Wand.
Aber auch andere Geräte – wie CD Spieler oder Bandmaschinen – zeigen dieses Phänomen.
Ziel sollte sein, HiFi Geräte mit bewegten Teilen sorgsam zu positionieren bzw. zu modifizieren und ausreichend entkoppelt aufzustellen.
Dabei muss immer ein Kompromiss zwischen Dämpfung und Mitkopplung gesucht werden. Zu viel Dämpfung macht das Musiksignal „muffig“, zu wenig Mitkopplung macht es „langweilig“.
Praktisches Beispiel
Der EMT930 als klassisches Studiolaufwerk mit einem schweren Drehstrommotor verlangt nach Herstellerangaben eine hängende Montage in einer exakt zugeschnittenen Platte oder noch besser in einem Absorptions-Rahmen, der durch geschickte Anordnung von Federn (in der senkrechten) und elastischer Verspannung in der waagerechten vollständig entkoppelt wird.
Nimmt man den EMT auf seiner metallischen Rahmenkonstruktion stehend in Betrieb, wird das Motorgeräusch gnadenlos „übertragen“. Man hört es in der Einlauf/Auslaufrille und auch in Musikpausen als störendes 50Hz/100Hz Brummen.
Nun sind die vorgenannten Spezialrahmen nicht gerade „günstig“. Der Preis liegt im 4 stelligen Bereich.
Also ist Selbsthilfe unter Berücksichtigung der ursprünglichen Herstellerangaben angesagt.
Und hier kommt das Sylomer zum Zug!!
Grundlagen der Entkopplung und Absorption
Alle bewegten Geräte bis hin zu tonnenschweren Grossmaschinen verursachen durch die Bewegung Schwingungen. Sind diese störend oder unerwünscht, sollten sie beseitigt werden.
Das Prinzip der Beseitigung ist Masse und Absorption.
Vereinfacht gesagt läuft sich Schwingung in Masse „tot“, wenn die Masse geeignet gross und schwer ist.
Absorption nimmt einen Teil der Schwingung auf, ohne sie fortzuleiten und wandelt sie in eine andere Energiefolrm um. So kann Luftschwingung z.B. durch einenHelmholzabsorber in Wärme gewandelt werden.
Die physikalischen Grundlagen sind hochkomplex und nicht einfach zu vermitteln.
Sylomer
Dieser inzwischen 40 Jahre alte Baustoff wird hier recht gut beschrieben:
Der Werkstoff Sylomer® ist ein spezielles PUR Elastomer, das in zelliger und kompakter Form viele Einsatzbereiche in der Bautechnik und im Maschinenbau hat. In den meisten Fällen wird Sylomer® als druckbelastete Feder verwendet. Die Eigenschaften der Feder können durch die gezielte Auswahl von Sylomer®-Typ, Aufstandsfläche und Bauhöhe weitgehend an die jeweilige Konstruktion, Bauweise und Beanspruchung angepaßt werden. Der universell einsetzbare elastische Polyurethan(PUR)-Werkstoff Sylomer® ist als Feder-/Dämpfer-Kombination seit mehr als 40 Jahren bewährt. Interessanterweise taucht hier genau die Kombination des oben beschriebenen Feder-Dämpfer Prizips auf.
Aber auch etwas anderes ist wichtig:
Sylomer® muss für seinen Einsatz berechnet werden, da der Feder-Dämpfer der Fläche und dem Gewicht des Gerätes angepasst werden muss, welches „behandelt werden“ soll.
Bau einer Sylomer Zarge
Liest man die historische Montage Anleitung des EMT 930 genau, so stösst man neben dem Zargenausschnitt auf die Federelemente an den 4 „Ecken“ des Bakelitrahmens, die verdeckt angebracht sind, sowie die rundumaufende Gummilippe.
Hier ist die Feder und die Entkopplung „eingebaut“ und der sachliche Hinweis auf die hängende Montage wird sinnig.
Aber: das alleine reicht nicht, um den Spieler nebengeräusch frei zu bekommen.
Nach vielen Versuchen bin ich auf das Thema Sylomer gestossen und habe folgende Idee erfolgreich umgesetzt:
– wenn die hängende Montage ZUSÄTZLICH SCHWIMMEND gegen einen schweren Korpus erfolgt, müsste es zu einer Entkopplung durch Dämpfung und Ableitung kommen.
Also frisch ans Werk:
Bei der Wahl des Sylomer habe ich zunächst die Version „grün“ gewählt, also für ein 15 – 30kg schweres Gerät.
Der EMT selber hat ein Rohgewicht von 21,3 kg. Aber dazu kommt noch der Tonarmausleger aus massiven Messing und ein 12 Zoll Tonarm; also schon kanpp 30kg.
Folglich „hing“ die Konstruktion nach 2 Wochen im hinteren Bereich. Die grünen Pads waren zu „weich“.
Dank der Konstruktion war ein Wechsel in Minuten erledigt.
Mit den braunen Sylo-Pucks von Frankenschaum GmbH klappt es perfekt.
Klangergebnis
Unberücksichtigt der nochmaligen Beruhigung des Motors mittels des Drehstromnetzteils hat die oben beschreibene Konstruktion den Spieler nahezu nebengeräuschfrei gemacht.
Das deutlich hörbare „Motorbrummen“ ist verschwunden, das Musiksignal kommt bei sauber gepressten Platten „aus dem Nichts“.
Der ohnehin leise laufende EMT ist lautlos geworden.
Mit dem Einsatz des Drehstromnetzteils – mit einem Schalter kann zwischen herkömmlichen Steinmetzantrieb und Drehstrom geschaltet werden – ist das Abspielen wirklich nebengeräuschfrei.
Dabei büsst der EMT an Dynamik und Antriebsfreude nichts ein.
Er hat sein Zuhause gefunden!!
Danke
Mein Dank gilt den hervorragend dokumentierenden EMT Spezialisten Dusch und Fabritius.
In gleicher Weise aber auch ein Dankeschön an die Firma Frankenschaum. Die Fibeln „Pocket Guide“ und „Sylopuck“ sind hilfreich und lesenswert; ein Muss für jeden ernsthaften HiFi-Fan.
Der Preis für die Sylo-Pucks steht in keinem Verhältnis zu Ihrem Nutzen.
Es ist DER „low coast“-Tip und hat nichts mit der sonst schon verbreiteten Klangesoterik manch anderen Herstellers zu tun.
Könnte ich für Sylomer in Form der Pucks Sterne vergeben, so sähe es so aus:
***** (absolut empfehlenswert)