Es hat sich inzwischen herumgesprochen: der Dual EDS 900 ist ein famoser Motor zum Selbstbau von Plattenspielern.
So auch schon einmal umgesetzt, aber nach Jahren wollte ich mal nach dem rechten sehen. Also den Plattenteller wie gewohnt mit einem kleinen Ruck angehoben – und schwupps hatte ich Teller und Motor in der Hand!!
Über die Jahre hatte ich vergessen, dass der Motor „nur“ lose und damit schwingungsarm (??) gelagert war.
Die Platinenaufnahme war gerissen und die Drähte der Motorspulen hingen zum Teil frei in der Luft.
Das ist eigentlich ein Totalschaden – wenn nicht des Tüftlers Herz bluten würde.
Nein, trotz Platinenbruch und Spulendrahtabriss musste der Motor gerettet werden.
Und da sich weit und breit kein Artikel im Netz mit Details der Spulenverdrahtung zeigte: hier ist die Reparaturlösung.
Einleitung
Der EDS 900 ist ein Direkttriebler-Motor und fand neben dem Dual CS704 auch in anderen Laufwerken Platz.
Noch ohne Quarzregelung beeindruckten Drehzahlkonstanz und Drehmoment die User und Tester dieser Plattenspielerserie.
Der Nachfolger EDS 1000 schaffte es bis ins Studiosegment.
Aufbau
Der Motor ist nach dem Zerlegen (siehe Dual-Servicemanual) bei der Innenansicht mit 4 Spulen unverwechselbar zu erkennen, die fest mit dem Gehäuse verklebt sind.
Wie im Stromlaufplan zu sehen, sind diese 4 Spulen mit 2 Hallgeneratoren (x) in spezieller Weise verschaltet.
Trickig: die Spulen sind bifilar gewickelt und umfassen immer ein Spulenpaar (1+3 / 2+4). Daraus ergeben sich 8 freie Drähte, da jeweils 2 Spulen miteinander verschaltet sind.
Die Hallgeneratoren lassen jede Spule einmal einen magnetischen Nordpol ausrichten und ebenso einen Südpol. Deshalb die bifilare Wicklung……
Nur an Hand der Beschreibung des Servicemanuals kann man die Zuordnung der Spulen zu den Anschlüssen rekonstruieren und entsprechend die Reparatur durchführen.
Reparatur
Da die Drähte der Spulen glücklicherweise nahe an den Lötstellen abgerissen waren, war genug Substanz zur Reparatur vorhanden.
Also ging es an das komplette Entlöten ALLER Spulendrähte und das Entwirren der in dauerhafter Verklebung eingebetteten Drähte.
Danach wurde das Platinenbruchstück mit 2k-Epoxykleber und einer Verstärkungslage Pertinax wieder adaptiert. Mit dieser Massnahme dürfte zukünftig ein erneuter Bruch nicht mehr so leicht möglich sein……
Die gerissenen Leiterbahnen wurden mit frischen bleihaltigen Lot repariert und z.T mit feinem Draht verstärkt und anschliessend gereinigt.
Zuordnung von Spulen und Drähten
Um herauszufinden, welches Paar der Drähtchen (schutzlackummantelt, rotschimmernd oder goldschimmernd) welcher Spule zuzuordnen ist, klappt folgende Vorgehensweise:
– sämtliche 8 Drahtenden sauber entlacken
– den ersten Draht an ein Multimeter anschliessen und aus den 7 restlichen Drähten das Pendant durch Messung suchen.
Klingelt das Multmeter mit 52 Ohm Widerstand hat man den Durchgang gefunden.
Mit einem kleinen Abschnitt Schrumpfschlauch wird das links und rechts am Platinenhalter endende Drahtstück markiert (immer Sicht auf die Spulen von oben und den Platinenhalter bei 6 Uhr).
– auf diese Weise ergeben sich 4 Paare, die hier mit rot/blau/schwarz und ‚ohne‘ Markierung gekennzeichnet sind.
– 4 markierte Enden liegen links vom Platinenfeld, 4 liegen rechts
Die zugehörigen Spulen sind immer paarweise zuzuordnen.
Entweder man hat einen empfindlichen Kompass zur Hand oder beschickt ein Spulenpaar mit 10V Gleichspannung aus einem Labornetzteil (ca. 150mA).
Nach ca. 2 Minuten weisen die stromdurchflossenen Spulen eine spürbar höhere Temperatur auf. So einfach gehts manchmal……
Am Ende der Messungen ergibt sich folgendes Bild bzw. die nachfolgende Zuordnung:
LINKS:
Spule 1+3 schwarz
Spule 1+3 rot
Spule 2+4 blau
Spule 2+4 ohne Markierung
RECHTS:
Spule 1+3 schwarz
Spule 1+3 rot
Spule 2+4 blau
Spule 2+4 ohne Markierung
Und jetzt an Hand des Servicemanuals die Zuordnung zu den Lötpunkten:
LINKS:
Spule 1+3 schwarz -> Pin 6 (+28V)
Spule 1+3 rot -> Pin 8 entsprechend Kollektor T16
Spule 2+4 blau -> Pin 6 (+28V)
Spule 2+4 ohne Markierung -> Pin 3 entsprechend Kollektor T14
RECHTS:
Spule 1+3 schwarz -> Pin 9 entsprechend Kollektor T17
Spule 1+3 rot -> Pin 6 (+28V)
Spule 2+4 blau -> Pin 4 entsprechend Kollektor T15
Spule 2+4 ohne Markierung -> Pin 6 (+28V)
Anschliessend KONTROLLMESSEN:
– von Pin6 müssen nun zu pin 3,4,8,9 jeweils ca. 51 Ohm
– von pin6 auf pin2,5,7,10 ca. 1300 Ohm
zu messen sein
Passt das alles, liegen die Käbelchen sorgfältig sortiert in den Tiefen des Motors (oder der Überschuss ausserhalb), kann der Zusammenbau des Motors erfolgen.
Anschliessend das Einlöten der beiden zuvor ausgelöteten Widerstände in die Lötpunkte nicht vergessen!!
Nach Anschluss an die Elektronik der spannende Augenblick:
Der Dual EDS 900 läuft!!
Geräuschlos, konstant, mit Drehmoment.
Am Netzteil sind kaum Stromschwankungen zu erkennen – geschafft!!