Es war ein “Aha”- Erlebnis, einen sogenannten Schroeder Klon live gesehen und gehört zu haben – ein magnetgelagerter Unipivot Tonarm.
Mit der Montage eines sogenannten Schroeder-Klon auf einer Garrard 401-Zarge, entstand erstmals Kontakt zu diesem Prinzip der einpunktgelagerten Magnetlagerung.
Der Aufbau ist genial, aber auch sehr filigran und erfurchteinflössend.
Auf dem Rückweg aus Berlin entstand die Idee, selber das Original zu klonen, was Frank Schröder dem “Nachbauer” ausdrücklich erlaubt, sofern es nicht in einen Weiterverkauf oder Seriennachbau mündet – sprich keine Patentverletzung.
Geschichte des Arms
Es gibt sehr viele Berichte, die sich um diesen Arm und den Nachbau ranken. Der Erwerb eines Originals schie aus Kostengründen aus, der Nachbau wird als anspruchsvoll und kompliziert beschrieben.
2002 reichte Frank Schröder das Patent beim deutschen Patentamt ein, das in 3 Einzeldokumenten nachgelesen werden kann.
Bereits beim Studium des Prinzips fällt die Genialität auf, mit der der Uhrmachermeister diese Lagerung entwickelt hat.
An einem höhenverstellbaren Faden aufgehängt zwingen zwei sich anziehende Magneten den Tonarm in seinem Drehpunkt in eine neutrale, stabile Nullpunktlage.
So könnte man ihn bezeichnen: ” Magnetgelagerter Unipivot Tonarm “.
Seit der Markteinführung und begeisterter Kommentare in der Fachpresse haben sich Nachbauer an diesem Arm versucht.
Das Patent
An dieser Stelle möchte sei ein wichtigen Punkt erwähnt, der nicht unterschlagen werden sollte.
Frank Schroeder wird bis zur praktischen Geburtsstunde seiner Idee unzählige Stunden und Versuche verbracht haben, bis er das später patentierte Prinzip zur Reproduzierbarkeit und Marktreife entwickelt hat.
Es kann nicht stark genug betont werden, dass der Erfinder auch die allfällige Wertschätzung im Umgang mit seiner Erfindung erlebt.
Wird nachfolgend der Nachbau des Arms geschildert, dann wird es keine detaillierten Zeichnungen geben und auch kein Hinweis auf verwendete Materialien.
Insbesondere der Faden und die Quelle der verwendeten Magneten bleiben unbenannt. Auf “mm genaue” Skizzen wird verzichtet, da zu schnell solche Informationen Nachbauern in die Hände spielen, die den Klon dann in Serie bauen und für teueres Geld verkaufen.
Der nachfolgend beschriebene Arm ist ein Unikat für die persönliche Verwendung und nicht verkäuflich!!
Die Einzelteile des Arms
Alle Teile wurden – bis auf den Tonarmlift – selber gefertigt. Als Maschinen kamen im wesentlichen eine konventionelle Boley/Leinen Drehmaschine, eine BZT CNC Fräse und eine Flott Ständerbohrmaschine zum Einsatz.
1. Untere Tonarmbasis
Der Arm weisst nach dem Schlussaufbau ein Endgewicht von knapp 2000g auf, was unter anderem in der massiven aus Messing gedrehten Basis resultiert.
Der Basis ist über das Höhen-Mass hinaus ein 30mm Zapfen angedreht, der später den Tonarmschaft und damit den eigentlichen Arm trägt.
Die Höhenverstellbar der Konstruktion liegt bei 20mm.
2. Grundplatte
Hier finden auf engen Raum viele Einzelteile Platz:
– Tonarmlift
– Kabeldurchführung
– Pfanne für den Bodenmagneten
– Aufnahme der Cinchbuchsen
– Madenschraube zur Fixierung der Höhenverstellung
Die Geometrie orientiert sich an der Deckplatte, die im Bereich der Fadenlagerung EXAKT senkrecht über der Grundplatte stehen wird.
Die Pfanne des Bodenmagneten ist drehbar gelagert, um den “unteren” Magneten nicht nur mechanisch mit dem Magneten des Lagerbocks zur Deckung zu bringen, sondern auch funktional.
Mit dem gleichen Ziel sind auf der Unterseite der Bodenplatte zwei Schlitzkreise gefräst, die mit M4 Schrauben eine sehr feine Justage der Bodenplatte zum Lagerbock und der Deckplatte zulassen.
3. Lagerbock
Der sogenannte Lagerbock trägt das eigentliche Fadenlager im Zentrum, den Tonarm am rechten Ende und die Gegengewichtlagerung am anderen Ende.
In der geometrischen Auslegung wurde auf “Gewichtssymmetrie” geachtet.
4. Obere Tonarmbasis
Hier wurde wieder massives Messing verwendet und passgenau auf den Zapfen der Messingbasis ausgedreht.
Das Gewicht und Material sorgen für eine “bombenfeste” Verbindung zwischen der Bodenplatte und der Deckplatte.
Zwei M4 Bohrungen auf der Unterseite nehmen die Bodenplatte auf, 4 M4 Bohrungen auf der Oberseite die Deckplatte (90 Grad versetzt).
5. Deckplatte
Die Deckplatte spannt über ein Rändel das Lager nach oben auf.
Dazu wird der Faden vom Lagerbock kommend in das Rändel von unten eingeführt und durch eine Madenschraube in Höhe und Drehmoment justiert.
6. Rändel zur Dämpfungs- und Antiskatineinstellung
Das Rändel wird senkrecht über der Lagerpfanne gesetzt und ist innen mit einem Gewinde versehen, in dem der Faden über eine spezielle Aufnahme geführt wird.
Die Verstellung des Rändels MIT Fadenaufnahme ändert die Antiskatingwirkung, die Verstellung bei fixierten Rändel die Dämpfung des Lagers über Veränderung des Magnetspaltes. Genial!!
7. Tonarmrohr mit Innenverkabelung für 12 Zoll Länge
Hier wurde mein Bruder zu Rate gezogen, der als Tischler und Instrumentenbauer sehr genau weiss, welches Holz die notwendigen Anforderungen erfüllt.
Letzten Endes wurde Elsbeere gewählt, die wegen ihrer Dichtheit ausreichend dämpfende Eigenschaften mitbringt.
Eine zentrale Bohrung von 2mm Durchmesser erlaubt das Einziehen aller gängigen Headshellkabel.
Das Tonarmrohr ist links mit einem Rundzapfen versehen, der drehbar im Lagerbock seine Aufnahme findet – und mit einer Bohrung rechts, die das Headshell aufnimmt.
8. Headshell
Ziel ist die Aufahme eines drehbaren Headshellplättchens, um die spätere Kröpfung des Tonabnehmers zu realisieren.
Im ersten Schritt wurde es gedreht und im Bereich der Plättchenaufnahme so verschlankt, dass das Plättchen ausreichend gedreht werden kann.
Im zweiten Schritt wurde die Hälfte des Durchmessers abgetragen und geplant.
9. Headshellplättchen
Abgestimmt auf den 1/2 Zoll Standard kann des jeden 1/2 Zoll-Tonabnehmer aufnehmen.
10. Gegengewicht
Nach dem unten geschilderten Aufbau des Arms wurde mit einer Corex-Federwaage aus der Bandmaschinen Justage das ungefähre Gegengewicht ermittelt und aus dem Rohling überschüssiges Material “abgedreht”.
Die Lagerung erfolgt exzentrisch, um einen tiefen Lagerpunkt zu realisieren, der sinnvoll ist (Patentschrift).
Eine passgenau POM Buchse ermöglicht eine Verstellung und Fixierung des Gegengewichtes OHNE Madenschraube
Aufbau des Arms
Nach der Fertigstellung aller Einzelteile bestand die wesentliche Aufgabe in der “Einfädelung” des Fadens in den Lagerbock und das Rändel.
Einmal gelungen zeigt sich die enorme Magnetkraft und Fadenspannung bei Aufnahme des Fadens in das Rändel und vorsichtigen Spannen.
Korrekt eingestellt beträgt der Luftspalt zwischen den Magneten 1/10mm – 2/10mm (empfohlen), und es wirken wirken ca. 10kg Magnetkraft!!
Durch Drehen des Magneten in der unteren Lagerpfanne lässt sich eine genaue funktionale Kongruität der Magneten einstellen.
Der Faden steht in beiden Achsen senkrecht!!
Und dann kam es zu einem erstaunlichen Phänomen:
– bei Einstellung der Auflagekraft des Test-Tonabnehmers von 1.5g stehen die Magneten exakt parallel. Selbst wellige Platten wird der Arm “schaffen”….
– bei “Herausnahme” des Antiskatings genügt tatsächlich ein Luftzug, um den Tonarm 15 – 20 Mal horizontal pendeln zu lassen.
Es wirkt wie ein schwebender Zustand trotz eines Arm/Gegengewicht Konstruktes von ca. 500g Gewicht erreicht. Fabelhaft!!
Das ist ein Magnetgelagerter Unipivot Tonarm !!
Einstellung eines neuen Tonabnehmers
Sollte der Tonabnehmer gewechselt werden, ist folgendes Vorgehen zu wählen:
– Montage des TA samt Headshellplättchen und Kabelanschlüssen
– Festlegen des Auflagegewichtes
– Höhenverstellung des Armes bis zur exakten Parallelität der Magneten – was automatisch Parallelität des Tonarmrohrs zur Platte bedeutet
– mit Schön- oder Bärwaldschablone Einstellung der Kröpfung an den Nulldurchgängen
– Feineinstellung des Antiskatings nach Gehör
– Einstellung des VTA durch verdrehen des Tonarmrohres im Lagerbock mittels Messschallplatte und optischer Anzeige
Sollte die Dämpfung (Luftspalt zwischen den Magneten) verändert werden, muss das Auflagegewicht kontrolliert werden!!
Gleiches gilt für das Tonarmrohr oder den Wechsel auf ein 10.5 oder 9 Zoll Arm.
Klangeindruck
Wie beschrieben an einem Garrard401 aufgebaut, spielt der Arm mit sehr schöner Auflösung, soliden Bassfundament und wunderbarer Musikalität.
Er spielt “luftig” auf, was dem Schröder-Arm ja auch nachgesagt wird.
Das klangbild ist filigran – ohne zu sezieren.
Frauenstimmen klingen fabelhaft!
Ein SPU in 1/2 Zoll Ausführung fühlt sich richtig wohl, ebenso ein modifiziertes Denon DL 103R im Graphitgehäuse.
Im Nachgang wurde der Arm mit der Mess- und Justageplatte der AAA-Assosiation feinjustiert und bestand alle Einzeldisziplinen mit Bravour.
Geometrische Daten 12” Zoll Arm
– Gewicht komplett: 1860g
– Tonarmlänge -> Tellerdurchmesser/Drehpunkt: 296.6mm
– Überhang 14mm (10 – 18mm einstellbar)
– Auflagergewicht in Lagernähe: 0 – 6g
– Antiskating: fein verstellbar ohne Skalierung
– Höhenverstellbarkeit: 20mm
– Abheben/Senken des Liftes: 15mm
– Anschluß: Cinch-Terminal