Die Begeisterung für dieses Laufwerk habe ich ja an verschiedenen Stellen der Seite zum Ausdruck gebracht. Also nochmal ein TD124??
Ja, weil er ein ungewöhnliches Tuning mit einer herausragenden Spielweise belohnt.
Doch auch diese Tuning Geschichte muss der Reihe nach erzählt werden.
Erwerb des dritten TD124 – warum?
Mein Hifi-Gebrauchthändler vor Ort hatte vor 3 Wochen ein Angebot, dem ich nicht wiederstehen konnte: TD124 Mk2, SME 3012, Thorens MM System, Clearaudio headshell und das passende Armboard zu einem sehr günstigen fairen Preis.
Kurz vor Ort inspiziert, in seine Einzelteile zerlegt ging es heim und dann auf den Arbeitstisch.
Dann doch ein bisschen Ernüchterung
Bei näheren Hinsehen hatte ich die britische Variante des TD 124 erwischt. Warum britisch?
Für den Markt in England wurde ein spezieller Teller gefertigt (INCA), der nicht magnetisch war, damit das in GB beliebte Decca MC System nicht auf der Platte “klebte”.
Ausserdem war der Motor mit einem “klapprigen” Blech abgedeckt, um wohl Einstrahlungen zu reduzieren.
Das war zu verschmerzen, da ich die Hauptteller problemlos tauschen kann.
Die Überraschung war ein aus Graphit gefertiges Armbord, was mir gleich gut gefiel…….
Aber der SME3012 war verdeckt leider sehr “heruntergeritten”. Entdeckt habe ich es, als ich ahnungslos das Headshell abnehmen wollte, um es gegen ein eigenes zu tauschen. Und das ging nicht…….. (Durchverkabelung bis auf den Tonabnehmer)
Kurzum musste erst der Arm revidiert werden, was auch zügig und erfolgreich gelang.
Vielleicht wird es Inhalt eines eigenen Beitrages.
Der Istzustand des Spielers
Vorweg genommen:
der Motor war und ist hervorragend in Schuss, der durfte so bleiben.
Aber an anderen Stellen des Antriebs musste ich Hand anlegen:
- der Riemen war “hin”
- die Lagerung des Stufenrades war nicht leise zu bekommen
- das Reibrad lief nicht mehr ganz sauber
- die Kugel des Hauptlagers war unrund und der Teller lief nicht ausreichend nach.
Wie das anzugehen ist, habe ich in verschiedenen Beträgen bereits beschrieben.
Dank Restbeständen und audiosilente Ersatzteilen war das alles zeitnah erledigt.
Der Spieler lief wie gewohnt flüsterleise und der Teller drehte lange nach.
Um das Originalgehäuse zu erhalten, habe ich nach dem Verleimen von 4 Klötzchen dem Chassis 4 dämpfende “Spikes” spendiert, mit denen ich gute Erfahrung gemacht habe.
Das Thema Antriebsteller – Überteller – Klingeln – Dämpfung
Durch den nichtmagnetischen Teller bin ich auf ein Thema gestossen, was Herr Bung in seinem Buch schön beschreibt, von mir aber bisher überhaupt nicht bemerkt wurde.
Die unterschiedlichen Bauweisen der Antriebsteller entscheiden über das Spielverhalten des TD124 mehr, als ich vermutet hatte.
Um es kurz zu machen:
entweder investiere ich in den Nachbau (1290 Sfr zuzüglich Zoll und Einfuhrsteuern) oder denke mir etwas anderes aus, um der Klingelneigung des Tellers zu Leibe zu rücken.
Beim Bebrüten des sicherlich gerechtfertigten Preises des Swissonortellers nahm ich noch einmal Kontakt mit Simone Luccetti auf, dem Inhaber von audiosilente und schilderte ihm das Problem.
Er gab mir dann folgenden Rat:
- Entfernen des Übertellers (!!!)
- Auflegen einer Graphite-Matte in der Stärke 8mm
Es erfolgte also eine Reduktion des Tellers, sozusagen ein “stripping”. Durch den grösseren Abstand zum Antriebsteller fallen magnetische Kräfte zwischen MC System und Teller nicht mehr ins Gewicht.
Diese Art des Tuning entfernt sich ein bisschen vom Original, ist m.E. aber wert, getestet zu werden.
Ergebnis des Graphit-Tellers
Wohl verpackt in einer Holzkiste trudelte das Paket innerhalb von 36 Stunden in Dortmund ein.
Das entpackte “Tellerchen” liess mich staunen. Beim Beklopfen kam ein sattes “plopp”. Schluss.
Auf den nackten Teller aufgelegt, rutschte diese Matte aus hochverdichteten Graphit nicht auf den Lederplättchen. Es war gleich so, als ob die beiden zusammengehören.
Eine versuchsweise aufgelegte Platte liess mir aber den Mund offen stehen.
Die Experten haben Recht:
Urs Frei (Swissonor), Herr Schopper (Schopper.ch) und Simone Luccetti sind fest davon überzeugt, dass das Beherrschen der Klingelneigung des Tellers gaaaanz wichtig ist, um der Platte das maximale an Klang zu entlocken.
Vor dem abschliessenden Urteil aber noch die Montage des Sorane 12 Zoll Armes
Der Tonarm
Der Sorane ist ein ganz feiner Arm, den ich am EMT 930 ausgiebig laufen habe und deshalb kenne.
Wie würde er sich auf dem Thorens und dem speziellen Graphit Board schlagen? Schliesslich sollte das Tuning komplettiert werden.
Dazu musste ich mit der bereits existierenden SME Bohrungs “tricksen”.
Der Sorane ist echter 12 Zöller und 310mm lang (Teller Achse/Drehpunkt) und muss am äussersten Ende einer SME Bohrung montiert werden.
Bei guter Erfahrung mit einer massiven Messingbasis habe ich auch diesmal darauf zurück gegriffen.
Dank der Montagehilfe, die dem Arm beigepackt ist, geht das recht gut.
Eine 21 – 24mm Zentralbohrung und 3*M3 Gewinde und 4*3,2mm Befestigungsbohrung: fertig!
Die Höhenverstellung klappt super, auch alle anderen Einstellungen sind gut erreichbar. Der Arm ist schnell und unkompliziert montiert.
Wie spielt die neue Kombination?
Umwerfend!! Anders kann ich es nicht beschreiben. Das Tuning hat noch mal vorangebracht.
Dass das Klanggeschehen an diesem famosen Spieler noch zu steigern ist, hatte ich wirklich nicht gedacht.
Ein abgrundtiefer trockerner Bass mit einem SPU System, deutlich besser auflösende Mitten und eine famos breite und tiefe Bühne sind das Ergebnis.
Hier bin ich in neue Dimensionen vorgestossen und verstehe immer mehr, warum eine Revision durch Schopper oder Swissonor zwar kostenintensiv ist, aberso weit voranbringt.
Die beiden Herrn wissen, was in dem Spieler für ein Potential steckt!!
Dieses Wochenende widme ich mich dem TD124 MkII mit Soranearm auf Graphitebasis.
Material: audiosilente Reibrad audiosilente Sinterbuchsen Stufenrad audiosilente Silikondämpfer Motor audiosilente Graphite-Matte 8mm audiosilente Ersatz Riemen Sorane TA-1L Tonarm; Heimstatt für Musik / Frechen Messingbasis metallstore Ehrensberger